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Lehrer finden, sie arbeiten zu viel

ÜBERSTUNDEN-Studie

Niedersachsens Lehrer arbeiten viel, das belegt jetzt eine Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). 2.869 Lehrkräfte an 255 Schulen hatten von Ostern 2015 bis Ostern 2016 genau Buch geführt und alle ihre Tätigkeiten auch vor und nach dem Unterricht protokolliert. Das Ergebnis: Gymnasiallehrer arbeiten im Schnitt drei Stunden und fünf Minuten die Woche mehr als sie für eine 40-Stunden-Woche müssten. Landesweit kommen so über 50.000 Überstunden allein pro Woche zusammen.

Die Kollegen der Grundschulen liegen im Schnitt um eine Stunde und 20 Minuten über der Wochenarbeitszeit, und die Lehrer der Gesamtschulen immerhin noch um vier Minuten. Ausgewertet haben die Daten die Wissenschaftler der Uni Göttingen. Dass Lehrer mehr Ferien haben, rechneten sie mit ein und nahmen als Basis eine Soll-Woche von 46 Stunden und 38 Minuten. Davon ausgehend, dass die Pädagogen in der schulfreien Zeit nichts tun.

Die Studie ist eine Reaktion auf einen seit 2014 schwelenden Streit. Damals erhöhte SPD-Kultusministerin Frauke Heiligenstadt die Unterrichtsverpflichtung für Gymnasiallehrer von 23,5 auf 24,5 um eine Schulstunde. Es hagelte Proteste. Nach einer Klage entschied das Oberverwaltungsgericht Lüneburg im Juni 2015, dass diese Erhöhung verfassungswidrig sei. Unter anderem fehle eine nachvollziehbare Erfassung der Lehrer-Arbeitsbelastung.

Die GEW will die Studie jetzt in eine Arbeitszeitkommission einbringen, die das Ministerium im August einsetzen will. Mit ihr sei es „aus und vorbei mit allen Versuchen in Niedersachsen, die Unterrichtsverpflichtung zu erhöhen“, sagte der GEW-Landeschef Eberhard Brandt. Der Philologenverband forderte die Landesregierung gar auf, die Arbeitszeit umgehend zu senken.

Für Gymnasiallehrer allerdings liegt diese seit einem Jahr schon wieder nur bei 23,5 Unterrichtsstunden. Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist das nicht viel. kaj

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