portrait
: Der ewig
Totgesagte

Wie oft kann man totgesagt werden? Wahrscheinlich nicht so oft wie Denis Cuspert. Schon im vergangenen Oktober soll der frühere Berlin-Kreuzberger, Rapper und dann ausgewanderter IS-Propagandist verstorben sein – bei einem US-Luftangriff in der Nähe des syrischen Rakka. So vermeldete es das Pentagon.

Nun macht das US-Verteidigungsministerium einen Rückzieher. Die Einschätzung sei inkorrekt gewesen, teilte es auf Medienanfragen mit: „Es scheint, dass Cuspert überlebt hat.“ Die deutschen Sicherheitsbehörden waren von Anfang an skeptisch. Zuletzt hatte im Juni der Berliner Verfassungsschutz festgehalten, dass der Tod des Dschihadisten „bislang nicht bestätigt werden konnte“.

Es war nicht das erste Mal, dass Cuspert gestorben sein soll. Schon 2013 wurde er angeblich von einer Rakete umgebracht. Doch Cuspert überlebte, posierte danach in Propagandavideos. Auch jetzt im April, sieben Monate nach seinem angeblichen Tod, tauchte wieder ein Kampflied von ihm auf. „Auf zum Schlachten“, sang Cuspert. Die Botschaft: Gefolgsleute sollten in Europa „Abtrünnige“ angreifen. Wann das Lied aufgenommen wurde, ist unklar.

Aber der Mythos Denis Cuspert blüht weiter. Der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen landete schon früh im Knast wegen Diebstählen, Drogen und Gewalt. Er nannte sich fortan Deso Dogg, machte auf Gangsta-Rapper. Im Jahr 2007 konvertierte er zum Islam, fünf Jahre später setzte er sich nach Ägypten ab. 2014 dann leistete Cuspert den Treueschwur auf den IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi.

Seitdem ist der 41-Jährige das deutsche Gesicht der Terrorgruppe, tauchte in diversen IS-Videos auf. In einem wohnt er einer Enthauptung bei, in einem anderen schlägt er einen Toten mit seinem Schuh. Und immer wieder ruft er deutsche Anhänger auf, ihm in den Dschihad zu folgen.

Zuletzt aber hörte man wenig von Cuspert. Weil er vielleicht doch schwer verletzt wurde? Vor wenigen Wochen kursierte ein Bild, das Cuspert erneut tot zeigen soll: die Augen geschlossen, der Kopf mit einem Tuch umschlungen. Auch diesem Bild trauen die Sicherheitsbehörden nicht. Konrad Litschko