MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Drinnen oder draußen, im Sommer? Hü oder hott?

Aber man muss ja nicht aus allem gleich eine Grundsatzentscheidung machen, für beides gibt es gute Argumente, wobei hier erst mal die Indoorvarianten durchgespielt sein sollen, nämlich 1.) Jambinai, die am Sonntag in die Berghain-Kantine kommen, und zwar mit heftig rockendem Postrock, der in seiner Erhabenheit tatsächlich an Godspeed You! Black Emperor erinnert und von einer Disziplin und Wildheit ist wie bei Nisennenmondai, diesen Experimentalrockerinnen aus Tokio. Nur dass bei Jambinai auch noch Meditatives in die Musik dazwischengeklemmt ist und man mit dem aus Südkorea kommenden Trio dazu klassische koreanische Instrumente wie das Haegeum (eine Geige) und die Geomungo (eine Zither) hören kann, zur empfehlenswerten Erweiterung seiner Hörperspektiven (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, VVK: 16 €).

Mit Radio Moscow hat man 2.) eine weiteres Trio, dessen Musiker ersatzweise auf jede Bühne gestellt werden können, auf die man halt gerade die Jimi Hendrix Experience oder Cream aus den bekannten Gründen – die Musiker weggestorben, die Sechziger vorbei – nicht draufbekommen hat. Und wer jetzt sagt, dass das gar nicht der Zukunft zugewandt sei, der irrt: Weil Radio Moscow nämlich, hört man ihnen genauer zu, neben dem Hendrix-Cream auch noch einen satten Auslauf in die Frühsiebziger haben. Tolle Band. Am Montag im Lido (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, 16 €).

Aber es ist halt, so im Sommer, auch draußen schön. Dafür hat man ein naturnahes Wochenendprogramm. Wobei das Down by the River Festival am Samstag den Fluss nur aus Tradition im Namen trägt und nicht mehr am Wasser stattfindet, sondern seit einigen Jahren mit seinem herzhaft bunten Programm – diesmal von The Germans from Germany mit einem Bekenntnis für Pop und Trash über die melancholisch zwinkernden Lieder von Masha Qrella bis zu der folkloristisch beschwingt mit den Genres Pingpong spielenden Musik von Dva, einem Geschwisterduo aus dem tschechischen Brünn – im Zauberwaldgarten vom About Blank (Markgrafendamm 24c, 14 Uhr, 20 €).

Wirklich hart dran am Wasser ist man beim By the Lake Festival, am Samstag in der Freilichtbühne Weißen See (Große Seestr. 9) und am Sonntag im Strandbad Weißensee (Berliner Allee 155), mit einem ambitionierten Cultural-Clash-Programm, das von marokkanischer Sufi-Trance-Musik mit den Master Musicians of Jajouka über den Stereolab-geschulten Postrock von Cavern of Anti-Matter bis zum sonnig zurückgelehnten Pop von Laid Back reicht, die mit ihrem „Sunshine Reggae“ in den Achtzigern einen Megahit hatten (je 16 Uhr, Tagesticket 30 €).