Bislang noch keine Beweise

Israel Vorwürfe gegen World Vision nicht belegt, sagt Präsident Jenkins

JERUSALEM afp | Die US-Hilfsorganisation World Vision hat Zweifel an den Vorwürfen Israels geäußert, wonach ihr Direktor im Gazastreifen Millionen Dollar an die palästinensische Hamas-Bewegung weitergeleitet haben soll. Der World-Vision-Präsident Kevin Jenkins versicherte in einer Erklärung am Dienstag, seine Organisation werde „rasch und entschlossen handeln, wenn sich der geringste der Vorwürfe als zutreffend erweist“. Allerdings hätten sie noch nicht „den mindesten Beweis“ gesehen.

Die israelische Justiz hatte am Donnerstag den World-Vision-Direktor im Gazastreifen, Mohammed Halabi, unter dem Vorwurf festgenommen, seit Jahren 7,2 Millionen Dollar (6,5 Millionen Euro) jährlich an die Hamas geleitet zu haben. Wegen „der Schwere der Vorwürfe“ habe World Vision alle Aktivitäten im Gazastreifen ausgesetzt, erklärte Jenkins nun. Alle Aktivitäten würden überprüft, zudem sei eine externe Prüfung in Auftrag gegeben worden.

Die Organisation werde umfassend mit Israel kooperieren, versicherte Jenkins. Er wies aber darauf hin, dass das Gesamtbudget seiner Organisation im Gazastreifen im vergangenen Jahrzehnt 22,5 Millionen Dollar betragen habe. Dies sei „schwer zu vereinbaren“ mit dem Vorwurf der israelischen Justiz, wonach Halabi Dutzende Millionen Dollar an die islamistische Bewegung geleitet haben soll.

Außerdem habe Halabi die Leitung der Organisation erst im Oktober 2014 übernommen und nicht bereits 2010, wie von Israel behauptet. Zuvor habe er nur einen Teil des Budgets verwaltet und habe nur Ausgaben von maximal 15.000 Dollar genehmigen können, hieß es in der Erklärung von World Vision, die mit mehr als 40.000 Mitarbeitern in knapp hundert Ländern eine der größten Hilfsorganisationen der Welt ist. World Vision war 2015 nach eigenen Angaben in den palästinensischen Gebieten mit ihren 150 Mitarbeitern 92.000 Kindern zu Hilfe gekommen, darunter 40.000 im Gazastreifen.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die US-Hilfsorganisation World Vision hat Israel auch einen palästinensischen UN-Mitarbeiter festgenommen. Wahhed Borsh, der seit 2003 für das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) arbeitet, sei am 16. Juli festgenommen und nun vor einem Zivilgericht angeklagt worden, teilte die israelische Regierung am Dienstag mit. In der Erklärung heißt es unter Berufung auf den israelischen Geheimdienst Schin Beth, Borsh habe seinen Posten für die Unterstützung der „terroristischen und militärischen Aktivitäten“ der Hamas genutzt.