Straßen zum Spielen statt zum Fahren

Spielplatz auf Zeit Regelmäßig verwandeln sich Blumenthaler und Schwachhauser Autostraßen in Spielorte für Kinder – wenn Bemil dort halt macht, eine mobile Bewegungsbaustelle

Bemil bringt das Spielen wieder auf die Straße. Das Bewegungs- und Ernährungsmobil – kurz Bemil – ist mehrmals die Woche auf temporären Spielstraßen in Bremen unterwegs. Dahinter steckt die Idee, Spielräume zu schaffen, wo sie fehlen. Das Spielen auf der Straße ist sonst kaum noch möglich.

Kernstück von Bemil ist eine mobile Bewegungsbaustelle. Dafür werden Holzkisten, Leitern, alte Autoreifen, Seile und Holzbretter aus dem Transporter geladen und zu einem Bewegungsparcours zusammengefügt.

Ergänzt wird das Angebot mit Aktionen zum Thema gesunder Ernährung. „Eltern und Kinder wünschen sich die Möglichkeit, direkt vor der Haustür zu spielen“, sagt Nicole Wiedemann, Leiterin vom Bemil. Um das zu ermöglichen, werden bestimmte Straßen von April bis Oktober an einem Nachmittag der Woche für Fahrzeuge gesperrt und fürs Straßenspiel freigegeben. „Das stärkt die Nachbarschaft“, sagt Wiedemann, „in Schwachhausen werden ganze Kaffeetafeln aufgebaut.“ Durch Stadtteilgelder finanziert ist das Mobil 40 Mal im Jahr in temporären Spielstraßen in Schwachhausen zu finden.

Aber nicht nur dort. Von Mai bis September steuert Bemil einmal die Woche die Grohner Düne und die George Albrecht Straße an: In Blumenthal wird die Arbeit des Teams durch „Wohnen in Nachbarschaften“ gefördert. Dort herrscht ein akuter Mangel an Spielorten für Kinder.

„Hier in der Umgebung ist sonst nichts“, sagt Carola Sonnenwald, Teil des Bemil-Teams in der George Albrecht Straße. „Die langweilen sich hier total! Das merkt man immer am Anfang, da wird viel mehr getobt und die Kinder suchen sehr stark unsere Aufmerksamkeit, so die freiwillige Helferin Ella Fütterer.

Die Stimmung in Blumenthal unterscheidet sich grundlegend von der in Schwachhausen. „In Schwachhausen sind die Eltern dabei, passen auf ihre Kinder auf, helfen mit und versorgen uns mit Kaffee und Kuchen“, sagt Wiedemann. In der George Albrecht Straße hingegen haben die Helfer kaum Kontakt zu den Eltern.

Dort sitzen die Mütter mit den Kleinsten am Rand der Straße, unterhalten sich – und greifen manchmal ein, wenn die Auseinandersetzungen der Kinder zu brutal werden.

Handgreiflichkeiten und Beschimpfungen seien hier an der Tagesordnung: „Die haben schon einen anderen Slang drauf, das darf man nicht an sich ran lassen“, sagt Andreas Bähr, freiwilliger Helfer. Pia Siber