Rebellen-Offensive bei Aleppo

SYRIEN Die Kämpfe zielen darauf, den Belagerungsring um Aleppo zu durchbrechen. Die Regierung spricht von Abwehr der Angriffe. UN-Vertreter zu Gesprächen in Damaskus

Nach einem Angriff der syrischen Armee in einem Stadtviertel von Aleppo Foto: Ibrahim Ebu Leys/afp

BEIRUT/BERLIN rtr/taz | Syrische Rebellen haben am Montag südwestlich von Aleppo ihre Offensive fortgesetzt, mit der sie zu ihren eingeschlossenen Kämpfern im Osten der Stadt durchbrechen wollen. Nach Einschätzung der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte handelt es sich um die heftigste Rebellen-Offensive seit Monaten.

Getragen wird sie offenbar von zwei islamistischen Gruppen: der Fatah al-Scham und der Ahrar al-Scham. Fatah al-Scham firmierte bis vergangenen Donnerstag unter dem Namen Al-Nusra-Front und war der syrische Ableger von al-Qaida. Die Umbenennung erfolgte, als die Nusra-Front ihre Trennung von dem Terrornetzwerk bekannt gab – ein Schritt, den al-Qaida offiziell unterstützte.

Fatah al-Scham und Ahrar al-Scham eroberten nach eigener Darstellung in den ersten Stunden nach Beginn der Offensive am Sonntagabend mehrere Stellungen der Armee im Südosten Aleppos. Die Regierung in Damaskus bestätigte in den staatlichen syrischen Medien die Angriffe. Diese seien aber zurückgeschlagen worden. Nach Angaben der Beobachtungsstelle bombardierte die Luftwaffe Stellungen der Rebellen in mehreren Vierteln der einstigen Wirtschaftsmetropole im Norden des Landes.

Der von den Rebellen kontrollierte Ostteil von Aleppo ist nach den jüngsten Geländegewinnen der Regierungstruppen und ihrer libanesischen und iranischen Verbündeten seit Mitte Juli vollständig eingeschlossen. In dem Gebiet leben schätzungsweise 250.000 bis 300.000 Menschen.

Die aktuelle Rebellenoffensive zielt offenkundig darauf ab, diese Einkesselung an der dünnsten Stelle im Süden von außen zu durchbrechen und die Versorgung der eingeschlossenen Kämpfer und Zivilisten sicherzustellen.

Südlich von Aleppo, in der Provinz Idlib, wurde am Montag ein russischer Militärhubschrauber vom Boden aus abgeschossen. Wie der Kreml mitteilte, kamen alle fünf Insassen ums Leben. Der Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 soll Hilfsgüter nach Aleppo gebracht haben und sei auf dem Rückweg zu seinem Stützpunkt gewesen.

An Aleppo könnte eine neue Verhandlungsrunde in Genf scheitern

Unterdessen traf der stellvertretende UN-Sondergesandte für Syrien, Ramzy E. Ramzy, am Sonntag in Damaskus ein, um mit Vertretern des Regimes von Präsident Baschar al-Assad über die geplante Fortsetzung der Friedensverhandlungen Ende August in Genf zu sprechen. Ramzy sagte, er habe mit Syriens Außenminister Walid Muallem über den Prozess eines politischen Übergangs gesprochen, Nähere Angaben zum Inhalt der Gespräche machte er nicht. Das Thema ist zwischen der Regierung in Damaskus und den Oppositionsgruppen umstritten, da Letztere eine künftige Rolle für Assad ablehnen.

Angesichts der Lage in Aleppo ist es jedoch schwer vorstellbar, dass sich Vertreter der Opposition an den Verhandlungstisch setzen, solange die Blockade der Rebellengebiete nicht aufgehoben und ein Waffenstillstand in Kraft ist. B.S.