Joachim Gauck verteidigt die mitmenschliche Gesellschaft

Trauer Im Bayerischen Landtag gedachte der Bundespräsident den Opfern von München

MÜNCHEN dpa | Bundespräsi­dent Joachim Gauck hat die deutsche Bevölkerung dazu aufgerufen, sich von Attentätern, Amokläufern und Terroristen keinen anderen Lebensstil aufzwingen zu lassen. „Sie werden uns nicht zwingen, zu hassen, wie sie hassen“, sagte Gauck beim Trauerakt im Bayerischen Landtag am Sonntag laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. „Wir werden nämlich bleiben, was wir sind: eine mitmenschliche, solidarische Gesellschaft.“

Ein Amokschütze hatte am vorvergangenen Freitag beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. An dem Trauerakt im Landtag nahm neben Gauck auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil. Zuvor war bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Münchener Frauenkirche der Opfer des Amoklaufs gedacht worden.

Gauck betonte im Landtag, dass es keinen absoluten Schutz gegen Täter geben könne, „die es darauf anlegen, Menschen in Verzweiflung zu stürzen oder zu töten“. Aber eine „Allianz von Staatsorganen und wacher, aktiver Bürgergesellschaft“ bleibe die beste Versicherung dagegen, „dass das zynische Kalkül der Gewalttäter aufgeht“.

Gut eine Woche nach dem Amoklauf hat sich auch der Vater des 18-jährigen deutsch-iranischen Täters erstmals zu Wort gemeldet. „Wir bekommen Morddrohungen“, sagte Masoud S. der Bild am Sonntag. „Unser Leben in München ist erledigt.“ Der Vater gab an, dass er von den Plänen seines Sohns keine Ahnung hatte. Seine Frau weint seit einer Woche. S.s Vater berichtete weiter, dass sein Sohn ihm nie erzählt habe, wie er in der Schule gemobbt wurde. Vor vier Jahren habe er jedoch über einen Mitschüler davon erfahren. „Einige der mobbenden Mitschüler habe ich angezeigt.“ Doch seien die Ermittlungen eingestellt worden.

Der Schüler war nach den bisherigen Ermittlungen von dem rechtsextremen Attentäter Anders Behring Breivik aus Norwegen fasziniert. Seine meist muslimischen Opfer hatten Mi­gra­tions­hintergrund und stammten unter anderem aus der Türkei und dem Kosovo.