THEATER

Theater Esther Slevogt

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das renommierte Gefangenentheater „Aufbruch“ sucht sich immer wieder Stoffe, aus denen sich Reibungen mit der Situation der einsitzenden Spieler ergeben. Daraus schlagen dann auch die Inszenierungen ihre künstlerischen Funken. Im aktuellen Stück geht es um eine junge Frau, die eine läppische Ordnungswidrigkeit erst ins Straucheln bringt und dann abstürzen und untergehen lässt. Immer verzweifelter kämpft sie um ihre Existenz. Am Ende ist sie tot. Der Dramatiker Ödön von Horváth hat seinem Stück aus dem Jahr 1932 den biblischen Titel „Glaube Liebe Hoffnung“ gegeben. Damit markierte er alles, was im Leben seiner Protagonistin fehlt, allen aber stets von der Religion versprochen wird. „Aufbruch“ hat den Stoff für seine eigene Lesart nun mit Szenen einer mittelalterlichen (und von einer Nonne verfassten) Tragödie, aus Alfred Döblins „Berlin – Alexanderplatz“ sowie Elfriede Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ versetzt, wo ebenfalls Menschen mit dem System in Konflikt geraten. In der Moabiter Johanniskirche wird der intensive Abend seit dem 20. Juli gespielt (Gefängnistheater aufBruch: „Glaube Liebe Hoffnung“, 27. bis 31. Juli sowie 3. bis 6. August, jeweils 20 Uhr).

In den Weddinger Uferstudios findet seit Mai jeweils an den ersten vier Tagen des Monats das Festival „Ausufern“ statt. Im August steht eine Frau im Mittelpunkt, die in der arabischen Welt einmal so berühmt wie Madonna, Maria Callas und Beyonce zusammen war: die legendäre ägyptische Sängerin Oum Kalthoum (1904–1975). Wenn sie auf die Bühne kam, zelebrierte sie zunächst stumm die Ouvertüre ihrer Musiker, bis die Spannung im Saal zu explodieren drohte. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und phrasierte die wenigen Anfangstöne ihrer Stücke so lange, bis die Zuhörer an den Rand der Ekstase gerieten. Sie interpretierte traditionelle arabische Lieder neu, sang aber auch zu Texten zeitgenössischer Dichter. Als Oum Kalthoum 1975 in Kairo starb, nahmen an ihrer Beerdigung mehr als eine halbe Million Menschen Teil. Der israelische Künstler Ariel Ephraim Ashbel stellt nun im Kontext von „Ausufern“ diese Ausnahmekünstlerin mit dem The Wedding Orchestra for Middle Eastern Music vor. Das Orchester bringt professionelle Musiker mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, u. a. aus der Community der Geflüchteten, zusammen. Ziel ist, über die Musik kulturelle Brücken zu schlagen, zwischen alten und neuen Bewohnern des Bezirks und auch darüber hinaus. „Diva: Celebrating Oum Kalthoum“ ist das Pilotprojekt der Unternehmung (Uferstudios: „Diva: Celebrating Oum Kalthoum“, 2.–4. August, jeweils um 20.30 Uhr).