„Blutdiamanten“ aus der Elfenbeinküste

Diamantenindustrie warnt vor Schmuggel aus den ivorischen Rebellengebieten und fordert Boykott

BRÜSSEL taz ■ Kurz vor entscheidenden Beratungen des UN-Sicherheitsrats zum stockenden Friedensprozess in der Elfenbeinküste gestern Abend hat die internationale Diamantenindustrie vor kriegsfördernden Diamantenexporten aus dem westafrikanischen Land gewarnt. Vyacheslav Shtyrov, der russische Präsident des Kimberley-Prozesses, rief dazu auf, keine Diamanten aus der Elfenbeinküste zu kaufen. Der Kimberley-Prozess ist ein 2003 gegründeter Selbstregulierungsmechanismus der internationalen Diamantenindustrie, der den Verkauf so genannter Blutdiamanten durch Rebellengruppen zur Kriegsfinanzierung unterbinden soll; über 40 Länder gehören ihm an, darunter die Elfenbeinküste.

Laut Shtyrov haben Untersuchungen in der von Rebellen kontrollierten Nordhälfte der Elfenbeinküste ergeben, dass in den dortigen Diamantengebieten Bobi, Séguéla und Tortiya die Diamantenförderung weitergeht. Die Steine würden ins Ausland verkauft, obwohl die Regierung der Elfenbeinküste nach Kriegsausbruch 2002 die Diamantenausfuhr verboten hat. Damals hatten Rebellen gegen das Regime von Präsident Laurent Gbagbo den Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht; dort liegen auch alle Diamantenfördergebiete der Elfenbeinküste.

Weil es für diese Diamanten keine staatliche Exportgenehmigung gibt, werden sie legalen Exporten aus anderen Ländern beigemischt. Wenn man dies geschehen ließe, würde die Glaubwürdigkeit des Kimberley-Prozesses insgesamt untergraben, sagte Shkyrov. Der Kimberley-Prozess sieht vor, dass nur noch solche Diamanten legal in den Handel kommen können, die mit einem überprüfbaren staatlichen Herkunftszertifikat versehen worden sind.

Shkyrov sagte nicht, über welche Länder die Diamanten der Elfenbeinküste auf den Weltmarkt kommen. Doch der belgische Diamantenexperte Mark van Bockstael, Chef einer technischen Kimberley-Arbeitsgruppe hält Mali für das Transitland. „Unsere Informationen zeigen uns, dass diese Diamanten in Länder gebracht werden, die dem Kimberley-Prozess nicht angehören, wie Mali“, sagte er der taz. Im Oktober 2004 hatten Malis Behörden am Flughafen der Hauptstadt Bamako zwei Israelis verhaftet, die mit 3.216 Karat Diamanten im Wert von rund 1,5 Millionen Euro unterwegs waren. Es wird auch davon ausgegangen, dass die Rebellen der Elfenbeinküste Gelder aus dem Diamantenexport in Mali angelegt haben. FRANÇOIS MISSER