Der Star des Abends

Rede Michele Obama eint US-Demokraten

Hillary Clintons Wahl soll zeigen, dass eine Frau US-Präsidentin werden kann

BERLIN taz | Ja, dass Bernie Sanders und die linke Senatorin Elizabeth Warren ohne Wenn und Aber zur Wahl Hillary Clintons zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten aufriefen, war inhaltlich die wichtigste Nachricht des ersten Abends des Demokraten-Parteitags in Philadelphia. Aber der Star des Abends war jemand anderes: Michelle Oba­ma, noch bis Januar First Lady der USA.

Die Rede der Gattin des amtierenden Präsidenten war die einzige, die nicht von Buhrufen oder geteilten „Hillary“- und „Bernie“-Sprechchören unterbrochen wurde, sondern den gesamten Saal auf die Füße brachte und nicht wenige zu Tränen rührte.

Ohne Donald Trump auch nur ein einziges Mal beim Namen zu nennen, watschte Oba­ma den republikanischen Präsidentschaftskandidaten nach allen Regeln der Kunst ab: als „Bully“, also ungebildeten Rüpel, als Hassredner, als unerfahren, als unqualifiziert. Man solle sich im Übrigen nicht auf das niedrige Niveau dieser Leute einlassen, betonte sie: „When they go low, we go high!“

Und sie tat mehr: Ging es bei Sanders, Warren und Comedy-Star Sarah Silverman, einer glühenden Sanders-Anhängerin, letztlich darum, nun Clinton zu unterstützen, um Trump zu verhindern, brachte Michelle Obama jenes Thema ein, dessen Geschichtsträchtigkeit eigentlich so augenfällig ist: Mit Clinton nominiert zum ersten Mal eine der großen US-Parteien eine Frau als Kandidatin.

In einem Lehrbeispiel politischer Rhetorik brachte Obama das mit Gatten Barack als erstem schwarzen Präsidenten zusammen: „Jeden Morgen wache ich in einem Haus auf, das von Sklaven gebaut wurde. Und ich beobachte meine Töchter, zwei schöne, intelligente schwarze junge Frauen, wie sie auf dem Rasen des Weißen Hauses mit den Hunden spielen. Und wegen Hillary Clinton wissen jetzt alle unsere Söhne und Töchter, dass eine Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten Amerikas werden kann!“ Bernd Pickert