Porträt: Der feurige Alleskönner
In unserem westlichen Nachbarland nennen sie Evan Landi gerne mal den „nederlandse alleskunner“ – den niederländischen Alleskönner. Wobei, so hundertprozentig korrekt ist dies in Bezug auf seine Herkunft nicht. Schließlich wurde der American-Football-Profi am 15. April 1990 in Coral Springs in Florida geboren. Aber da die Mutter Niederländerin ist, wurde milde darüber hinweggesehen, dass der Rudelführer des deutschen Rekordmeisters Braunschweig Lions eigentlich US-Amerikaner ist.
Die Sache mit dem Alleskönner trifft hingegen zu. Es ist erstaunlich, über welche Variabilität Landi verfügt – innerhalb und außerhalb des 120 Yards (109,73 Meter) langen und 53 Yards (48,46 Meter) breiten Spielfeldes. Der 1,91 Meter große und 107 Kilogramm schwere Athlet war Anfang 2015 von der University of South Florida zu den Braunschweig Lions gekommen, um im Offensivsystem von Lions-Coach Troy Tomlin die Position des Tight End zu übernehmen. Im American Football sind dies die Abräumer für die Runningbacks, die für das Laufspiel mit dem Ball zuständig sind.
Da sich aber schon bald nach seiner Ankunft der Quarterback der Lions, Grant Enders, verletzt hatte, fand sich Landi plötzlich weiter hinten auf der Position des Spielgestalters wieder. Dessen Aufgabe ist es, mit weiten Würfen des Balles die Wide Receiver einzusetzen. Nach eigener Aussage hatte Landi während seiner Zeit am College auf „einigen Positionen“ gespielt – auch auf der des Quarterbacks.
Tomlin setzte auf Landi und der Erfolg der Rochade war grandios. Er führte die Lions im Oktober 2015 zur dritten Meisterschaft in der German Football League (GFL) in Folge. Landi wurde zum wertvollsten Spieler gewählt.
Fortan war er der „Feuerwehrmann der Löwen“ – wo es brannte, war Landi zur Stelle. Diesen Spitznamen rechtfertigte er auch mit seinem Engagement abseits des Spielfeldes. Nach seiner ersten Saison bei den Niedersachsen ließ er sich in seiner Heimat an der Coral Springs Fire Academy zum Feuerwehrmann und Rettungssanitäter ausbilden.
Im Mai kehrte er nach Braunschweig zurück. Gut einen Monat später feierte er mit seinem Team im Euro Bowl, dem europäischen Pokalwettbewerb, durch ein 35:21 bei den Tirol Raiders die Titelverteidigung. Und auch in der German Football League Nord befinden sich die „Löwen“, die am Samstag mit 43:0 gegen die Berlin Adler gewannen, auf Kurs. Vor dem Heimspiel gegen die Kiel Baltic Hurricanes belegen sie Rang zwei. Alles bestens also für Landi in Braunschweig? Nicht ganz. „Es gibt hier kein Meer“, veriert er. „Ich bin in Florida mit dem Meer aufgewachsen und liebe alles, was mit Wasser zu tun hat.“ gör
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen