Regionaler und kleiner

Geht Nachhaltigkeit im Pauschaltourismus?

VON BEATE SEEL

Der Raum im Hotel Hasdrubal Thalasso in Hammamet-Yasmine, in dem der Workshop „Chancen für nachhaltigen Tourismus“ im Rahmen der 3. Deutsch-Tunesischen Tourismuskonferenz stattfindet, ist überhitzt. Deshalb stellt Mehdi Allani, Geschäftsführer eines Ökohotels, vor Beginn seines Redebeitrags zunächst einmal die Klimaanlage richtig ein. Warum wird neuen Gästen der Gebrauch des Fernsehers erklärt, aber nicht, wie man eine Klimaanlage bedient? Warum werden Handtücher täglich gewechselt? Ist Pauschaltourismus wie in Tunesien überhaupt mit Nachhaltigkeit kompatibel?

Letzteres ist für Allani kein Thema. Vom richtigen Baumaterial, der Senkung der Energiekosten, einer entsprechenden Ausbildung reicht die Liste seiner Vorschläge. Matthias Beyer, Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens im Bereich nachhaltiger Tourismus, verweist darauf, dass man mit einem guten Umwelt- und Ressourcenmanagement die Betriebskosten um 30 bis 50 Prozent senken kann: durch Auflagen, Ökolabel oder steuerliche Anreize für umweltfreundliche Technologien.

Doch bislang war nachhaltiger Tourismus in Tunesien nicht wirklich Thema. Vielmehr schuf man touristische Sonderzonen abseits der Städte. Ältere Anlagen wurden einfach aufgegeben, gammeln vor sich hin. Tourismus als Landschaftsfresser. Denn der Tourismus in Tunesien ist ein riesiges subventioniertes Immobiliengeschäft, wobei die einzelnen Komplexe häufig im Besitz der Investoren sind und von Hotelbetreibern bewirtschaftet werden. Bleiben dann die Gäste aus, weil die notwendigen Reparatur- oder Modernisierungsarbeiten als zu teuer angesehen werden, wird die Anlage dem Verfall preisgegeben, weil lukrativere Projekte locken.

Nun diskutiert man endlich über die „Öffnung“ der Anlagen: die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung bei der Planung, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verwendung regionaler Materialien beim Bau und die Stärkung des Marktes vor Ort bei der Ausstattung bis hin zu Möbeln und der Verpflegung mit regionalen Produkten.