MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Seit dem vergangen Jahr gehört er auch offiziell zu den Stars des Jazz. Der Berliner Pianist Achim Kaufmann wurde feierlich mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis 2015 ausgezeichnet, was einem Ritterschlag gleichkommt. Das Schöne daran ist, dass Kaufmann zu den Musikern im deutschen Jazz gehört, für die ihre eigene künstlerische Vision vor dem Publikumserfolg kommt. Sein virtuos-furchtloses Trio Grünen mit dem Bassisten Robert Landfermann und Schlagzeuger Christian Lillinger ist eines der erfreulichen Ergebnisse dieses Selbstverständnisses. Zu ihrem Konzert am Donnerstag in der NoVilla kommt mit dem Saxofonisten Ernst-Ludwig „Luten“ Petrowsky ein weiterer Mangelsdorff-Preisträger mit klarer Haltung hinzu (Hasselwerderstr. 22, 20 Uhr).

Musiker mit Haltung sind auch die Gebrüder Teichmann, inzwischen interkontinentale Weltreisende in Sachen elek­tro­nische Musik. Für ihr jüngstes Projekt, das sie am Sonntag bei der Wassermusik im HKW präsentieren, begaben sie sich mit ihrem Berliner Kollegen Can „Khan“ Oral nach Mexiko, wo sie gemeinsam mit Elektro-, Noise- und Rockmusikern aus Mexiko, Panama, Costa Rica und Guatemala die Band Mondmaschine bildeten. Weniger traditionell karibisch im engeren Sinne als klangkundlerisch-offen dürfte das Ergebnis geraten sein, aber die Wassermusik will dieses Jahr schließlich auch die „andere Karibik“ vorstellen. Eine Version der anderen Karibik aus New Yorker Sicht bietet an diesem Abend zudem der Schlagzeugvirtuose Ches Smith mit seiner Band We All Break, in der er haitianische Traditionen mit Avantgarde-Jazz kombiniert, was mindestens genauso reizvoll werden dürfte. Und zum Beschluss des Abends gibt es noch einen kurzweiligen Film über den Reggae- und Dub-Visionär Lee „Scratch“ Perry. Eine sehr gesunde Mischung (John-Foster-Dulles-Allee 10, 19 Uhr, 12/8 €).

Erkundungen tief im Inneren der Klänge und Frequenzen bietet dann der in Berlin lebende Komponist und Bratscher Marc Sabat mit Light/Ground, einem Projekt mit der Videokünstlerin Mareike Lee, das ebenfalls am Sonntag im Studio 8 vom Plainsound Orchestra dargeboten wird (Grüntaler Str. 8, 20 Uhr).

Und hin und wieder ist es auch überhaupt nicht verkehrt, dem natürlichen Bedürfnis nach Funk nachzugeben, das eigentlich nur bei Bewegungsunwil­ligen als fehlend diagnostiziert werden kann. Hilfreiche Angebote in dieser Richtung macht der Berliner House-Produzent Max Graef, der, wenn er nicht gerade als DJ aktiv ist, auch mit seiner Max Graef Band zu erleben ist. So am Montag im Gretchen, mit knarzend druckvollem Bass, E-Piano und handgetriebenem Schlagzeug (Obentrautstraße 19–21, 21 Uhr, VVK: 12 € / AK: 15 €).