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LOW BUDGET Dreharbeiten im 48-Stunden-Rhythmus: Zum 14. Mal beherbergt Hamburg das „Kinokabaret“

„Eine Mischung aus Festival, Workshop und Party“: So beschreibt Lukas Scheper, der Organisationsleiter, das „Kinokabaret“. Das Besondere an dieser Veranstaltung, die nun zum 14. Mal in Hamburg organisiert wird: Es nehmen mehr Filmemacher als Zuschauer teil – und die sind neun Tage lang geradezu unglaublich produktiv. Bis zu 150 Kurzfilme werden die 150 Teilnehmer zwischen dem 15. und 23. Juli fertigstellen, und für jeden davon haben sie nur 48 Stunden Zeit.

Am ersten Morgen einer solchen Zweitagesschicht stellen die Teilnehmer ihre Idee für einen Film den anderen vor. Dabei klärt sich auch, wie groß die Teams für die verschiedenen Projekte sein sollen. Wer Interesse hat – und für wen es Verwendung gibt –, meldet sich, und so finden sich Regisseure, die Fachleute für Kamera und Ton sowie die Darsteller meist innerhalb von ein paar Minuten. So eine Gruppe zieht dann hinaus und dreht.

Ist der Film am Abend im Kasten, wird er im „Kinolab“ geschnitten und eventuell nachbearbeitet; dafür steht die Nacht und bei Bedarf der zweite Tag zur Verfügung. Am zweiten Abend werden alle so entstandenen Filme in einer – entsprechend langen – Vorstellung gezeigt. Und am nächsten Morgen geht alles wieder von vorne los.

Im Kinokabaret drehen Anfänger ihren allerersten Film, genauso machen aber auch Profis mit, die mal außerhalb der gewohnten Prozesse und kommerziellen Bedingungen arbeiten wollen. Damit keine Konkurrenz aufkommt zwischen den einzelnen Projekten, gibt es hier keinen Wettbewerb, also am Ende auch keine „besten Filme“. Equipment stellen einige Sponsoren zur Verfügung, aber die meisten Handwerker bringen ihr eigenes Werkzeug mit und verleihen es auch an jene, die es gerade brauchen.

Die ganze Sache finanziert sich durch die Teilnahmegebühren: 20 Euro pro Durchgang. In vergangenen Jahren bekam man auch mal Fördergeld, aber es scheint auch ohne zu gehen. Nicht zuletzt die Digitalisierung macht es ja immer erschwinglicher, Filme zu machen. Von einer „zunehmenden Demokratisierung des Mediums“ spricht denn auch Organisationsleiter Scheper.

„Kinokabaret“ ist eine internationale Bewegung, die 1999 in Montreal begann. Für die Frankokanadier war der Name damals ein reiner Fantasiebegriff, daher die eigenwillige Orthografie. Zwischen April und Oktober finden, rund 50 weitere Kinokabarets statt, vor allem in Europa, aber etwa auch in Tel Aviv und Berlin. Und es gibt Teilnehmende, die so ein halbes Jahr lang von einem Ort zum nächsten reisen.

Auch in Hamburg kommt jetzt die eine Hälfte aus dem Ausland, die andere aus der Stadt selbst. Einige der so produzierten Filme wurden später auch auf ganz normalen Festivals gezeigt und auch gefeiert. Aber damit schmücken sich die Organisatoren nicht: Mindestens so wichtig wie die fertigen Filme ist für sie der Prozess des Machens. HIP

Vorführungen: So, 17.7., 20 Uhr, Lichtmess; Di, 19.7., 20 Uhr, Metropolis; Do, 21.7., 20 Uhr, Knust; Sa, 23.7., 22 Uhr, Open Air im Gängeviertel

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