BVB kann Rechnungen wieder bezahlen

Borussia Dortmund verkündet auf seiner Bilanzpressekonferenz erneut ein Rekordminus. Trotz eine Verlustes von 79,6 Millionen Euro sieht sich der einzige Börsennotierte deutsche Fußballklub auf dem Weg der Konsolidierung

DORTMUND taz ■ „Signal Iduna Park hat irgendwas“, sagte der Geschäftsführer der Borussia Kommanditgesellschaft auf Aktien (KgAA), Hans-Joachim Watzke, gestern auf der Bilanzpressekonferenz des börsennotierten Fußballklubs. „Ein Name, der toll klingt“, warb Watzke gestern für den neuen Namen des Westfalenstadions, der ab Dezember gilt.

Viel wichtiger dürfte Watzke dabei aber das Klingeln in der Vereinskasse sein, das die Vergabe der Namensrechte an den Versicherer bis zum Jahr 2011 verursacht. Angeblich sollen rund 20 Millionen Euro in die Bilanz der Fußball-Aktiengesellschaft fließen. Genaue Zahlen nannte Watzke gestern nicht, sagte aber, der Vertrag habe fixe und variable Bestandteile. Mehr Geld gebe es vom Versicherer, sollte die „mediale Präsenz und der sportliche Erfolg“ stimmen.

Das gestern bekannt gegebene Geschäftsergebnis, das einen Verlust von 79,6 Millionen Euro für den Borussia-Konzern für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 2004 bis zum Juni diesen Jahres ausweist, solle das letzte von „zwei katastrophalen Bilanzergebnissen“ sein, so Watzke. Im Geschäftsjahr zuvor fuhr der Verein einen Verlust von 67,7 Millionen Euro ein.

Für das schon laufende Geschäftsjahr kündigte Watzke an, nur noch rund acht Millionen Euro Verlust einfahren zu wollen. Innerhalb der kommenden drei Jahre will Watzke den Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben lassen. Um das Ziel zu realisieren, bekommt er vom Präsidialausschuss des Konzerns demnächst einen Finanzgeschäftsführer zur Seite gestellt. Thomas Treß wird ab dem ersten Januar 2006 für den Geschäftsbereich Finanzen und Organisation verantwortlich sein. Bisher war der 39-jährige Treß bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RölfsPartner beschäftigt. Die Gesellschaft hatte im vergangenen Jahr das Sanierungskonzept für den angeschlagenen Fußballklub erstellt. Obwohl ein ausgewiesener Finanzfachmann, will Treß auch für den sportlichen Erfolg stehen. „Ich stehe nicht für das Totsparen. Ich will auch dafür sorgen, dass hier erfolgreich Fußball gespielt werden kann.“

Auf sportliche Erfolge in den kommenden Jahren will sich das neue Duo an der Spitze der Aktiengesellschaft aber trotzdem nicht festlegen. „Es ist schon ein Titel für mich, dass wir in diesem Jahr in der Bundesliga spielen“, sagte Watzke im Rückblick auf die desaströse finanzielle Lage im vergangenen Jahr, die die Lizenzvergabe für die Bundesliga gefährdet hatte. In Zukunft will der BVB auf den Nachwuchs in den eigenen Reihen setzen, statt teure Transfers zu finanzieren. Junge Spieler wie Kruska, Tyralla und der jüngst in der türkischen Nationalmannschaft eingesetzte Sahin sollen das Potenzial der neuen Borussia darstellen, so Watzke. Mit diesen Spielern und der „beeindruckenden Community“ im Rücken gehöre der Verein langfristig unter die ersten Fünf in der Bundesliga.

Momentan ist Geschäftsführer Watzke erst einmal froh, dass er den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten kann. „Wir sind in der Lage, unsere Rechnungen zeitnah zu bezahlen“, sagte Watzke gestern. Er könne heute sagen, dass es keine akute Existenzbedrohung für den Verein mehr gebe.

Das sei in der Vergangenheit nicht so gewesen. Als er im vergangenen Jahr in Frankfurt ein Gespräch in „einem bedeutenden nationalen Geldinstitut“ mit den Worten eröffnete, sein Verein läge momentan auf der Intensivstation, habe ihn einer der Bankvorstände sofort unterbrochen, erzählt Watzke. „Der sagte dann, der Verein liege im Vorraum der Pathologie.“ELMAR KOK