5 Dinge, die man über den Anschlag weiß

Lektionen

1. Das ist passiert

Sie wollten ein Fest feiern, das Feuerwerk an der Strandpromenade von Nizza ansehen. Doch die Feierstimmung war gegen 23 Uhr jäh vorbei, der französische Nationalfeiertag endete am Donnerstag in der inoffiziellen Hauptstadt der Côte d’Azur blutig. Ein Mann raste mit einem Lkw ungebremst über die Promenade, fuhrt in Schlagenlinien fast zwei Kilometer und tötete dabei mindestens 84 Menschen. Erst dann wurde er durch Schüsse von Polizisten gestoppt. Zuvor feuerte er selbst mehrere Schüsse ab. Der Fahrer änderte mehrfach die Richtung, offenbar hatte er das Ziel, möglichst viele Menschen zu erwischen. Laut Augenzeugen hat das Ganze nicht länger als 60 Sekunden gedauert. Es herrschten Chaos und Panik in der Stadt. Menschen rannten durch die Gegend, auf der Straße lagen Verletzte und Leichen. In den angrenzenden Hotels wurden die Opfer versorgt. In dem Lkw wurden später ein automatisches Gewehr, Granaten- und Waffenattrappen gefunden.

2. Die Opfer

Bei dem Anschlag wurden mindestens 84 Menschen getötet, über 200 wurden verletzt. Etwa 50 Menschen schwebten am Freitagnachmittag noch in Lebensgefahr. Unter den Opfern waren auch mehrere Ausländer. Wie am Freitagnachmittag offiziell bestätigt wurde, wurden auch eine Lehrerin und zwei Schüler beziehungsweise Schülerinnen aus Berlin getötet, die auf Kursfahrt in Nizza waren.

3. Der Täter

Der Täter wurde als 31-jähriger Mann mit tunesischen Wurzeln identifiziert. Mohamed L.-B. sei bislang nicht als Islamist aufgefallen, war allerdings im März wegen Bedrohung, Gewalt, Diebstahl und Sachbeschädigung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Noch am Nachmittag durchsuchte die französische Polizei seine Wohnung in einem Vorort von Nizza. Nachbarn beschrieben den Mann als stillen Einzelgänger. Er war Familienvater und war von seiner Frau getrennt. Laut Ermittlern gibt es kein ­Bekennerschreiben, allerdings entspreche der Anschlag den „Mordappellen“ von islamistischen Gruppen.

4. Journalisten und Medien

Bei jedem Anschlag, bei jedem Amoklauf, bei jeder Katastrophe die gleichen Reflexe einiger Medien und Journalisten. France 2 zeigt etwa Tote und Verletzte in Nahaufnahme – und entschuldigt sich später. In den sozialen Netzwerken verbreiten sich ebenfalls grausame Bilder und Videos. Auch Medienprofis teilen diese unkommentiert – allen voran Bild-Chefredakteurin Tanit Koch. Leichen werden in Großaufnahme gezeigt, noch bevor Angehörige informiert wurden. Später löscht Koch ihren grausamsten Retweet.

5. Reaktionen von Politikern

„Anteilnahme“, „Solidarität“ und „blinder Fanatismus“. Kanzlerin Angela Merkel verfällt nach derartigen Anschlägen ebenso in Routine wie die gesamte Regierung. Bedrückende Stimmung auf der Bundespressekonferenz, die immer gleiche Wortwahl folgt auf die immer gleichen Schreckensnachrichten. Aus der ganzen Welt meldeten sich am Freitag Politiker zu Wort und bekundeten ihr Bedauern und ihre Anteilnahme. Ebenfalls routiniert und verlässlich: der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Obwohl die genauen Hintergründe der Tat noch unklar waren, sprach er bei Fox News vom „Weltkrieg“, von syrischen Flüchtlingen als „trojanischen Pferden“ und twittert kryptisch: „Eine weitere Horrorattacke. […] Wann werden wir daraus lernen? Es wird nur schlimmer.“ Sebastian Erb
, Paul Wrusch