Hier regiert die U-E-FA!

Böse Die Uefa organisiert das größte Ereignis auf dem Kontinent, ohne wirklich sichtbar zu sein. Den Laden führt Theodore Theodoridis. Schon mal gehört?

Residenz am Genfer See: Blick auf das Domizil der Uefa, „La Clairière“ in Nyon, 2009 eröffnet Foto: Bally/Keystone Schweiz/laif

Mehr als 28 Millionen sitzen in Deutschland vorm Fernseher, wenn die DFB-Elf in Frankreich kickt. Wer es noch nicht gemerkt hat: Sie spielt unter dem rot-blauen Zeichen der Uefa. Uefa? Was ist das eigentlich für ein Laden, der gerade das größte Ereignis auf dem Kontinent ausrichtet? Und wer steckt dahinter? Diese 28 Millio­nen Fußballfans kennen von der Uefa nicht viel mehr als vier Buchstaben: U-E-F-A. Steht irgendwie für europäischer Fußballverband.

Ein Gesicht haben die Fans schon gar nicht von dieser Uefa, seit Michel Platini wegen undurchsichtiger Geldflüsse für vier Jahre gesperrt wurde. Die Geschäfte führt nun ein älterer Herr aus Griechenland, Theodore Theodoridis. Repräsentationsaufgaben erledigt der Vizepräsident Ángel María Villar Llona aus Spanien.

Die meisten Fans haben weder jemals diese Namen gehört, noch würden sie diese Männer auf der Straße erkennen. Sie wissen auch nicht, wo die Uefa residiert: in Nyon in der Schweiz. Die Uefa ist eine Black Box fürs Fußballvolk. Das ist eigentlich ein Skandal, für den sich aber keiner interessiert, solange der Ball läuft und Probleme auf der Ebene der Anschauung gelöst werden müssen: Wer spielt für Gómez, wer für Khedira?

Für den reibungslosen Ablauf der Europameisterschaft sorgt der Apparat, der Apparat der Uefa-Angestellten, gut ausgebildete, polyglotte junge Leute aus ganz Europa. Solange der Laden läuft, bleibt die Black Box zu. Lässt man ein wenig Licht herein, dann sieht man durchaus sinistre Gestalten, Mitglieder der Uefa-Exekutive wie den russischen Sportminister Wladimir Mutko oder den geschassten DFB-Chef Wolfgang Niersbach. Aber diese Mitglieder des Zentralkomitees der Fußballistischen Einheitspartei sieht man nicht in diesen Tagen, man hört auch nichts von Bedeutung, dabei verwalten sie einen EM-Umsatz von 1,9 Milliarden Euro. Sie steuern die Fernsehbilder und sind, das hat die Vergangenheit gezeigt, keinen Deut besser als ihre Brüder von der Fifa.

Sie agieren als Schattenmänner, präsidieren im Verborgenen übers Unterhaltungsspektakel und lassen die Uefa-Armee der Facility Manager und Match Operations Coordinators für sich arbeiten. Im Hintergrund wird das eigentliche Spiel gespielt. Ohne Kameras und Publikum. Auch das ist ein Unding. Eigentlich. Aber auch das gehört zum Spiel dazu: dass man sich über korrupte Säcke echauffiert, am eigenen Konsum aber nichts ändert. Warum auch? Ist doch so geil. Markus Völker

EM taz