Ein Arbeitsmarkt, der für sich selbst sorgt

Nur wenige Ein-Euro-Jobber schaffen den Sprung in ein festes Arbeitsverhältnis. So werden sie dauerhaft in zusätzlichen Jobs mit öffentlichem Interesse geparkt. Die Arbeitsförderer versuchen, sie zu qualifizieren, doch die Wirtschaft will sie nicht haben

bremen taz ■ Das Wasser läuft. John Hyde hält einen Gartenschlauch und begießt Pflanzen im Park in Oberneuland. Später wird er noch Laub harken – das ist der Alltag des Diplom-Ingenieurs, der früher in Planungsbüros Konzepte zur Landschaftsplanung erstellte. Seit sechs Jahren hat er keinen Job mehr, ist jetzt einer der wenigen, die noch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) bekommen haben. Jeden Tag ist er im Einsatz, mit einer ganzen Reihe von Kollegen, die einen Ein-Euro-Job haben. So wie Marc Sieck, der seit einem halben Jahr Parks und Gärten pflegt. Der Unterschied zwischen den beiden ist nur gering, denn einen Anspruch auf Arbeitslosengeld erwerben die beiden nicht. ABM läuft nur länger als die Ein-Euro-Jobs.

Bisher war das so, doch die Tendenz kehrt sich. „Fast 50 Prozent der Ein-Euro-Jobs dürften verlängert werden, wenn sie nach einem halben Jahr auslaufen“, sagt Thomas Schneider, Leiter der Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales. Nur rund 9,5 Prozent der Ein-Euro-Jobber konnten seit Januar einen sozialversicherungspflichtigen Job antreten. „Wir versuchen, viele zu qualifizieren, sie so auszubilden, dass sie größere Chancen haben, einen neuen Job zu bekommen“, sagt Schneider. Seine Fallmanager erarbeiten mit den Langzeitarbeitslosen einen Plan, der ihnen einen Job bringen sollen. Das Konzept sei langfristig angelegt.

Doch die Ein-Euro-Jobs drohen zu einem Dauerparkplatz zu werden, ähnlich wie viele ABM. „Ich habe die Hoffnung aufgegeben, noch einen Job zu finden“, sagt John Hyde. 52 Jahre alt ist er, der Job im Park macht ihm Spaß, aber: „Was soll ich jetzt mit einem Kursus zum Bewerbungstraining? Mich stellt doch eh keiner mehr ein – Zusatz-Qualifikation hin oder her“, sagt er.

Sein Kollege Marc Sieck hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er hat Kfz-Mechaniker gelernt, später Geldtransporter gefahren. „Dann ging die Firma pleite, vielleicht haben die zu gut gezahlt“, sagt der 35-Jährige, der versucht, viele Fortbildungen mitzumachen. Er will als Gärtner arbeiten, hat sich bei Gärtnereien beworben, bis lang ohne Erfolg. Eine Verlängerung für seinen Ein-Euro-Job zu bekommen, sei kein großes Problem, erzählt er. „Wenn du immer da warst, ordentlich arbeitest, sind die Leute im Amt froh, dass du da was zu tun hast“, sagt er. Der Sinn der Maßnahmen werde individuell geprüft, meint hingegen Thomas Schneider.

„Wir können die Leute nicht gebrauchen, die diese Ein-Euro-Jobs machen“, meint Harald Mikulla, Geschäftsführer des Verbandes der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen / Bremen. Die Leute seien nicht an die Arbeit in einem Betrieb gewöhnt, da könne man auch einen frisch erworbenen Sägenschein nicht brauchen. Dabei seien gute Gärtner gesucht.

Es wird noch viel Wasser aus den Schläuchen von John Hyde und Marc Sieck fließen. Sie haben eine Tagesstruktur, können mit anpacken, aber sie werden nicht eingestellt. „In-Jobs“ heißen die Ein-Euro-Jobs im Bremer Amtsdeutsch. „In“ steht für Integration, doch viele In-Jobber sind eher draußen und bewegen sich in einem eigenen abgeschotteten, öffentlich subventionierten Arbeitsmarkt. kay müller