Ganz große Nummer

Opfer von GewalTtaten Innensenator Henkel hat ein Problem mit Prozentzahlen

Frank Henkel, Innensenator und CDU-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl im September, hat ein Problem mit Prozentzahlen. Wie sich in der Juni-Ausgabe des Polittalks Brinkmann & Asmuth auf tv.berlin herausstellte, hat Henkel bei seiner politischen Eigenbilanz maßlos übertrieben.

Auf der CDU-Wahlkampfhomepage „Starkes Berlin“ heißt es zum Thema „Sicher Leben“: „Seit die CDU in Berlin mitregiert, ist unsere Stadt sicherer geworden.“ Und weiter: „Um knapp 50 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit gesunken, Opfer einer Gewalttat zu werden.“ Von taz-Redakteur Gereon Asmuth, einem der beiden Moderatoren der TV-Talksendung, darauf angesprochen, machte sich Henkel die Zahl zu eigen. „Das sagt die polizeiliche Kriminalstatistik, das ist so“, erklärte der Innensenator.

Dort aber stehen ganz andere Zahlen, wie Asmuth im Folgenden darlegte. Zwar ist die Zahl der Gewaltdelikte tatsächlich zurückgegangen. So gab es im Jahr 2015 rund 12 Prozent weniger Morde als im Jahr 2011, als Henkel Innensenator wurde. Ähnlich stark sank die Fallzahl im Bereich Raub. Rohheitsdelikte und Körperverletzungen gingen laut Kriminalstatistik aber lediglich um 3 bis 4 Prozent zurück. Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung nahmen sogar um ein Prozent zu.

Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden, wird in der Kriminalstatistik mit der „Bevölkerungsgefährdungszahl“ gemessen. Sie gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner einer Stadt binnen einem Jahr Opfer einer Gewalttat werden. Sie lag 2015 bei 2.217 und damit immerhin auch 7 Prozent unter dem Niveau von 2011. All das seien keine schlechten Zahlen für die Bilanz eines Innensenators, betonte Moderator Asmuth. Allerdings sind sie weit entfernt von den 50 Prozent, für die sich die CDU feiert. Warum Henkel und seine Partei bei ihrer Wahlkampagne dennoch um etwa das Siebenfache übertreiben, konnte Henkel in der Sendung nicht beantworten: „Das muss ich nachliefern.“

Gina Schmelter, Sprecherin des CDU-Landesverbandes, gesteht den Fehler ein. „Wir waren da unpräzise“, sagt Schmelter. Die Zahl auf der Homepage werde schnellstmöglich geändert. B. Schulz,
G. Asmuth