Den Sound studieren

An der Universität der Künste gibt es einen neuen Studiengang. Sound Studies heißt dieser und soll Theorie und Praxis des Themas Klang miteinander verbinden

Karl Bartos tritt auf die Bühne. Im Saal kennen ihn alle. Von der Band „Kraftwerk“. Doch diesmal wird er das Publikum nicht gleich mit seinen Sounds betören. Er wird erst einmal eine Rede halten, eine Art Antrittsvortrag.

Karl Bartos ist einer von vier Professoren des neuen Weiterbildungsstudiengangs „Sound Studies – Akustische Kommunikation“ an der Universität der Künste (UdK). Um die Inhalte des Studiengangs vorzustellen, hat die Hochschule Anfang Oktober ein Symposium veranstaltet. Im April diesen Jahres soll die zweijährige Ausbildung beginnen. Etwa 80 Interessierte waren gekommen.

Mit werbenden Worten erklärten die Professoren, was sie in ihren Fächern vermitteln wollen und was sich hinter den Begriffen verbirgt. Sound Studies sei kein Kompositionsstudiengang, aber die Komposition ist Teil der Ausbildung. Karl Bartos, der Theoretiker und Praktiker, wird daher das Fach „auditive Mediengestaltung“ unterrichten.

Mit seinen Studenten will er sich zum Beispiel fragen, wie der Alex klingt oder der Potsdamer Platz. Bildhaft versuchte er sein Vorgehen zu erklären.Wie ein Trainer in einer Nationalmannschaft wolle er mit den Studenten arbeiten, zunächst „den Klang des Einzelnen herausfinden“ und dann „solange mit ihm gemeinsam an den Reglern drehen, bis ein guter Sound herauskommt“. Keinesfalls wolle er alle auf die Art der Kraftwerk-Sounds trimmen. „Sound Studies hat nichts mit der Popakademie in Mannheim zu tun“, sagte Bartos. Weiterhin werden im neuen Studiengang an der UdK die Fächer Experimentelle Klanggestaltung, Akustische Konzeption sowie Klanganthropologie und Klangökonomie gelehrt.

„Das Studienprogramm ist bewusst interdisziplinär aufgebaut“, sagt Studiengangsleiter Holger Schulze, der den Studenten die wissenschaftliche Seite des Themas Klang vermitteln wird. „Wir wollen, dass die Absolventen im Anschluss in vielen Bereichen arbeiten können. Zum Beispiel als Berater für Architekten und Stadtplaner, als Beleuchter, bei Film und Hörfunk, in der Unternehmenskommunikation, als Wissenschaftler oder Klangkünstler.“

Die UdK ist damit die erste Kunsthochschule in Deutschland, die eine solche Kombination anbietet. In den letzten Jahren hat der Kulturtheoretiker Schulze das Lehrkonzept mit erarbeitet und in einem Modellstudiengang getestet. Finanziert wurde dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Einer der Teilnehmer von damals, Thomas Kusitzky, ist sehr zufrieden. „Ich würde es wieder studieren. Gute Klanggestaltung ist sehr wichtig, viel mehr als wir immer denken.“ Zuvor hatte Kusitzky das Fach Jazz Bass an der Musikhochschule Hanns Eisler studiert. Heute tritt er mit seiner Computerband auf und baut Klanginstallationen.

Die Bewerbungsphase für Sound Studies – Akustische Kommunikation läuft noch bis 14. November. Bewerben kann sich, wer einen Hochschulabschluss, berufspraktische Erfahrung mit Klang und eine künstlerische Begabung mitbringt. Ausnahmen seien möglich, sagt Holger Schulze. „Wir sind eine Kunsthochschule. Da nehmen wir uns die Freiheit, nach Begabung zu entscheiden.“ Die Zulassungsprüfung ist im Januar. Maximal 30 Personen werden pro Jahr zugelassen. Unterrichtssprache ist Deutsch.

Ob sich genügend Teilnehmer finden, ist noch unklar, obwohl sich Schulze optimistisch zeigt. Immerhin kostet die Ausbildung Studiengebühren – 400 Euro im Monat. Bis jemand nach zwei Jahren seinen Masters-of-Art-Abschluss in der Hand hält, muss er also insgesamt 9.600 Euro berappen. Stipendien könne die Hochschule noch nicht anbieten, so Schulze, aber man sei bemüht, noch welche aufzutreiben. „Die Hochschule muss natürlich Geld zuschießen und das Ganze anschubfinanzieren,“ sagt Vizepräsident Martin Renner, der hofft, für die Zukunft Drittmittel einwerben zu können.

Sound Studies ist im Übrigen nicht der einzige Weiterbildungsstudiengang, für den die UdK Gebühren verlangt. Auch die Weiterbildungsstudiengänge in „Kulturjournalismus“ zum Beispiel, der seit 2003 angeboten wird, und „Leadership in Digitaler Kommunikation“, den die Hochschule in Kooperation mit der Universität St. Gallen durchführt, sind nicht umsonst. „An die Kosten werden wir uns alle langsam gewöhnen müssen“, sagt Schulze. FRIEDERIKE MEYER