Bündnis fordert Raum für Benachteiligte

Wohnungsvergabe Zu wenig sozial: Ein neues Bündnis kritisiert die Wohnungspolitik des Senats

Der Hälfte der Hamburger steht eine Sozialwohnung zu. Mindestens 14.000 Haushalte leiden unter akuter Wohnungsnot. Manche davon sind obdachlos, leben als Rollstuhlfahrer in nicht-barrierefreien Wohnungen oder haben zu wenig Platz für ihre Familie. Ein neues Bündnis kritisiert die Wohnungspolitik des Senats.

Der Verbund aus Caritasverband, Diakonie, dem Verein „Mieter helfen Mietern“ und dem alternativen Projektentwickler Stattbau will sich für Menschen einsetzen, die als vordringlich wohnungssuchend anerkannt sind. „Die Wohnungspolitik des Senats hat diese Not in den letzten Jahren nicht gelindert“, sagt Gabi Brasch, Vorstandsmitglied der Diakonie.

Dabei hat die Bürgerschaft mit dem Bündnis für das Wohnen im Juni Maßnahmen in die Wege geleitet, um den Wohnungsmarkt zu entlasten. In dem Sofortprogramm plant der Senat 10.000 Baugenehmigungen pro Jahr. Davon sollen 3.000 geförderte Sozialwohnungen sein. „Das Sofortprogramm reicht aber nicht“, kritisiert Brasch. Es dauere mindestens drei Jahre bis die ersten geförderten Wohnungen fertig seien. „So lange können die Menschen auf der Straße nicht warten.“

Die dringenden Fälle berücksichtige der Senat in seinem Plan nicht, sagt Brasch: Bis 2004 mussten die Hälfte aller neuen Sozialwohnungen an vordringlich Wohnungssuchende gehen, diese Bindung gibt es aber nicht mehr. Das Ergebnis: Von 2.185 neu gebauten Sozialwohnungen im Jahr 2015 seien nur 26 für diese Personengruppe vorgesehen.

Jetzt stellt das Bündnis in seinem Maßnahmenplan konkrete Forderungen an den Senat. Sie nehmen besonders das Wohnungsunternehmen Saga ins Visier: „Mindestens die Hälfte der frei werdenden Saga-Wohungen“ müsse an dringend Suchende gehen, fordert Michael Edele von der Caritas. Das wären jährlich rund 4.500 Wohnungen.

Auch Geflüchtete mit Bleibeperspektive seien berechtigt, vordringlich eine Wohnung zu bekommen. „Die Zahl wird deshalb weiter steigen“, kündigt Brasch an. „Dem Senat scheint das egal zu sein.“ Antonia Stille