MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Sommer. Zeit, mal zu singen. Zum Beispiel „Suveööl / oled väsind mu väike / Loojas päev / puuvill helendab vaid . . .“ So hört sich das auf Estnisch an, wenn man den ollen Gershwin-Gassenhauer in den Mund nimmt, „summertime / and the living is easy / fish are jumping / and the cotton is high . . .“ Gilt laut Wikipedia als das meistinterpretierte Lied aller Zeiten. Wenn man musikalisch sonst nichts vorhat, kann man sich gut den ganzen Sommer über in die tausenden Versionen vertiefen, die es da auch in einer weltumspannenden Sprachenvielfalt von Armenisch bis Walisisch zu hören gibt.

Wäre natürlich interessant zu wissen, wie es denn klingen würde, wenn sich Rammstein mal an dieses schöne „Summertime“ wagten. Liegt aber wahrscheinlich nicht wirklich in Reichweite der für andere Musiken beliebten Band, deren Berliner Konzerte am Freitag, Samstag und Montag in der Waldbühne übrigens alle ratzeputz ausverkauft sind. Aber es bleibt ja noch die Möglichkeit für eine kleine Ausfahrt nach Breslau, derzeit Europäische Kulturhaupstadt, in der am 27. August beim erstmals aufgelegten „Capital of Rock“-Festival eben Rammstein neben Limp Bizkit als Headliner antreten.

Auch laut: Destruction Unit. Spielen am Freitag im Urban Spree, und zwar einen ziemlich verschärften Kuttereimer-Garagenrock mit derart krachverzerrten Gitarren, einem prügelnden Schlagzeug und so einem angestochenen Grölgesang, dass sich daneben ein Roky Erickson fast schon als Feingeist präsentieren könnte. Auf Platte braucht man derlei polternde Punk-Psychedelic nicht unbedingt jeden Tag, in der Konzertsituation aber sollte die Musik der Band aus Phoenix, Arizona, gerade wegen dieser forcierten Lärmigkeit für eine bestens schwitzende Plausibilität gut sein (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 15 €).

Nochmals Lautes: Less Win. Das Trio aus Kopenhagen, Dänemark, spielt am Mittwoch im Bei Ruth eine Keine-Atempause-Musik, in der ein hart genieteter Bo-Diddley-Beat, Erinnerungen an die Überdrehtheit von Devo, zupackender Rock und manchmal hübsch dazwischengemogelte kleine Popmelodien so aufgeregt wie abgeklärt Ringelreihen tanzen (Ziegrastr. 11–13, 21 Uhr).

Für die musikalischen Fernreisen bietet sich auch in diesem Jahr wieder das Haus der Kulturen der Welt mit dem sommerlichen Wassermusik-Festival an, bei dem es diesmal in die Karibik geht. Am Freitag startet es mit Ernest Ranglin, dem 1932 geborenen jamaikanischen Gitarristen, der schon entscheidend bei der Entwicklung von Ska und Reggae eingegriffen hat (John-Foster-Dulles-Allee 10, 19 Uhr, 18/15 €, mehr zur Wassermusik weiter vorn auf Seite 2).

Außerdem: Summertime, and the living is easy . . .