Kommentar von Kaija Kutterzur Zentralisierung der Jugendämter
: Nicht übers Knie brechen

Jugendämter müssen Orte sein, an denen Menschen sich Unterstützung holen – nicht solche, die sie fürchten

Die Verantwortung für den Kinderschutz ist zersplittert. Mit dieser Analyse liegt Hamburgs CDU nicht falsch: Die Sozialbehörde etwa schreibt die Fachanweisungen und trägt die politische Verantwortung für die Jugendhilfe. Gegenüber den bezirklichen Jugendämtern aber hat sie kein Weisungsrecht. Die direkte Verantwortung tragen die sieben Bezirksamtsleiter mitsamt Unterbau von Dezernenten, Regionalleitern und den Leitenden der Allgemeinen Sozialen Dienste. Und die Dienstaufsicht über die Bezirke hat wiederum die Finanzbehörde inne.

Viele Häuptlinge, wenig Indianer. Das war mal anders, als es in Hamburg ein gemeinsames Jugendamt gab, so wie es andere Großstädte in der Regel bis heute haben. Eine derart weitreichende Umstrukturierung sollte man aber nicht übers Knie brechen. Umso geeigneter scheint dafür die geplante Enquete-Kommission zur Überprüfung des Jugendhilfe-Systems.

Das kann man vom Schulbereich abgucken: Dort wurde 2006 die Struktur-Entscheidung, die Haupt- und Realschulen abzuschaffen, durch eine Expertenkommission vorbereitet. Mit dem Ergebnis, dass keine der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien dahinter zurück wollte. Auch ermöglicht so eine Kommission eine breitere Betrachtung: Sie könnte abwägen, welche Nachteile eine zentralisierte Struktur hat – und was verloren ginge, wenn die jetzt in einer Hauruck-Aktion käme.

Es wird nicht automatisch alles gut, wenn die Behörden ein Kind aus seiner Familie nehmen. Jugendämter müssen Orte sein, die die Menschen aufsuchen, um sich Unterstützung zu holen – nicht solche, die sie fürchten. Ein zentralisiertes Jugendamt, falsch aufgezogen, könnte aber genau diese Furcht noch verstärken.