Und jetzt?

Spielfreie TageDamit niemand auf dumme Gedanken kommt, weil heute kein Spiel läuft: Expertentipps für den kalten Entzug

Foto: Craig Cameron/Gallery Stock/plainpicture

Lesen

taz-Literatur-Experte Dirk Knipphals:

„Reclaim the Game“ hieß neulich eine Veranstaltung im Rostocker Peter-Weiß-Haus. Klar, machen wir ja gerade. Am spielfreien Tag könnte man sich auch etwas anderem widmen: Reclaim Peter Weiß. Akademisch eingerostet sind die Diskussionen um den Autor der „Ästhetik des Widerstands“, der im November 100. Geburtstag feiern würde. Aber was für radikale Texte er geschrieben hat! „Der Schatten des Körpers des Kutschers“ zum Beispiel. Packing-Prosa mit falscher Erzähler-Neun.

Saufen

taz-Alkoholismus-Experte Jan Feddersen:

Einfach mal sinnlos in die Kneipe gehen. Hinsetzen, Bier oder Ähnliches trinken, vor sich hinstarren, ohne Drängelei und Anpfiffzeiten. Ein Leben und Vor-sich-hin-Leben wie nebenbei. Möglich in: Biergärten, schattigen und Cafés, möglichst kinder- und sonstwie-lärmarm. Geheimtipp in Hamburg: die Mellingburger Schleuse. Handy leise schalten!

Shoppen

taz-Shopping-Experte Andreas Rüttenauer:

Erst mal zu Penny

Demonstrieren

taz-Bewegungs-Experte Martin Kaul:

Regenerieren, Demonstrieren, Entfußballisieren: Geht ab heute alles im Sehlis-Camp östlich von Leipzig zwischen Taucha und Borsdorf. Der Ort: Obstwiese der Gemüsekooperative Rote Beete. Der Plan: Tagelang chillen mit Wildkräuterrundgang und Theater der Unterdrückten und Straßenkampf gegen den Neubau der B87n.

Spielen

taz-Gesellschaftsspiel-Expertin Margit Jöhnk:

Malefiz! bietet die Möglichkeit, heftige Emotionen völlig un-pc auszuleben. Hemmungsloses Schlagen, Blocken und Mitspieler kaltstellen. Überschäumende Schadenfreude und Ärger wie bei einem echten Fußballspiel sind garantiert.

Hören

taz-Musik-Experte Julian Weber:

Abgekürzte Doppelnamen sind Anzeichen von Müßiggang. Zwei harte Müßiggangster sind die Sängerin und Synthiepopperin Nite Jewel und der Funkbruder Dâm-Funk aus L.A. Ihre Kollaboration heißt Nite-Funk. Der Bass ist Markenzeichen von Dâm, die müffelnde Katzenstreustimme kommt von Nite. Der Sound ist Bionic Boogie in Reinkultur: Ölig im Arrangement, gelenkig der Beat, basslastig der Sound. Nächste Woche veröffentlichen sie ihre Sommerhitverdächtige Debüt-EP, schon jetzt lässt sich zum Song „Let Me Be Me“ auf Soundcloud faulenzen.

Glotzen

taz-Medien-Experte Jürn Kruse:

„My Girl – Meine erste Liebe“ läuft um 20.15 Uhr im Disney Channel. Große Kinderromanze mit Macaulay Culkin. Vorsicht: sehr, vermutlich gar zu traurig.

Gucken

taz-Film-Experte Tim Caspar Boehme:

Paarbildung, sonst gibt’s Tier: In Giorgos Lanthimos originellem Gesellschaftsentwurf sind Singles verboten und werden in Tierkörper transferiert. Zum Glück jetzt auch im Kino.

Putzen

taz-Ordnungs-Expertin Doris Akrap:

Nehmen Sie sich vor, am spielfreien Tag ihre Wohnung aufzuräumen oder die Fenster zu putzen. Sie werden es dann sowieso nicht tun, aber dafür 100 andere sinnlose Dinge, die sie sonst nicht tun würden.

Reisen

taz-Reise-Experte Eren Caylan:

Es wird heiß, deswegen rate ich zu einer Landpartie mit Seebesuch: Bodensee, Staffelsee, Müggelsee, Baldeneysee, Nordsee, Ostsee, Plauer See.

Beachvolleyball spielen

taz-Sport-Expertin Nadine Fischer:

In Jena findet das Quali-Spiel für die Hauptrunde des berühmten Beachvolleyball-Turniers in Jena statt. Ein Muss für jeden Ballfreund.

Den neuen Fracking-Gesetz-Entwurf lesen

taz-Fracking-Experte Malte Kreutzfeldt:

Am Freitag verabschiedet der Bundestag das umstrittene Gesetz zur Frage, ob und wie und wie viel Wasser und Chemie in die Erde gepresst werden dürfen, um noch mehr Gas fördern zu können. Wer mitreden will, liest nicht nur die Zusammenfassung auf Seite 2 der taz, sondern das Original: 40 Seiten Gesetzentwurf und 13 Seiten Änderungsanträge.