Slapstick, Science Fiction und Skinheads

FilmReihe Bei den Französischen Filmtagen, die das Hamburger Metropolis Kino nun zum neunten Mal veranstaltet, gibt es die Gelegenheit, eine Auslese von elf Produktionen der vergangenen beiden Jahre zu sehen –aus unerwarteten Genres

Der französische Film findet in Deutschland meist in den Programmkinos statt. Hier sind nicht erst seit dem großen Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ vor allem Gesellschaftskomödien aus dem Nachbarland zu sehen, oft auch Romanzen, historische Filme und Kriminalgeschichten. Die Verleiher denken wohl, das Publikum erwarte entsprechendes von einem Film aus Frankreich.

Dabei ist die Bandbreite im produktivsten Filmland Europas viel größer. Bei den Französischen Filmtagen, die das Hamburger Metropolis Kino nun zum neunten Mal veranstaltet, ist eine Auslese von elf Produktionen aus den vergangenen beiden Jahren zu sehen.

Die Filmreihe beginnt am Dienstagabend mit der Deutschland-Premiere der Slapstick-Komödie „Les Bêtises (Die Dummheiten)“ von Alice und Rose Philippon. Die Grundsituation des Films erinnert an Blake Edwards Klassiker „Die Party“: Ein Mann, der wohlbehütet von Adoptiveltern aufgezogen wurde, will endlich seine echte Mutter kennenlernen. Als es soweit ist, gerät ein Fest in einer feudalen Villa zum Chaos.

Einen solchen Film hätten früher Louis de Funès und Pierre Richard gemacht. Weniger geläufig ist der Science-Fiction-Film aus Frankreich. „Réalité“ von Quentin Dupieux zeigt eine verquere Welt, in der ein neunjähriges Mädchen eine VHS-Kassette im Bauch eines Wildschweins findet. Der Held dreht einen Horrorfilm, in dem die Menschheit durch Wellen aus den Fernsehgeräten getötet wird. Besonders futuristisch ist das alles zwar nicht, dafür aber schräg und unterhaltsam. Ein anderer Film im Programm hat den Titel „Des Nouvelles de la planète Mars“, Dominik Moll erzählt hier von einem alleinerziehenden Vater, dessen pubertärer Sohn sich vor seinen Augen in ein Alien verwandelt.

Verschroben sind auch die Welten, die Michel Gondry in seinen Filmen aus Pappe, Brettern und antiquierten Filmtechniken bastelt. In seinem neuen Film „Microbe et Gasoil“ verklärt er seine Jugend, wenn er von der Freundschaft zwischen zwei Schülern erzählt, die in den Sommerferien ein fahrbares Häuschen mit einem Rasenmähermotor bauen und mit ihm über die Landstraßen knattern.

In Frankreich hat es immer auch ein gesellschaftskritisches Kino gegeben. In dieser Tradition steht Patrick Asté mit seinem Film „Un Francais“, in dem er die Geschichte der rechtsradikalen Bewegung in Frankreich anhand der Biografie eines Skinheads beschreibt, der sich in 30 Jahren vom Rand der Gesellschaft immer weiter in deren Zentrum bewegt.

Wie ein Gegenentwurf dazu wirkt die Dokumentation „Cavanna“ von Denis und Nina Robert. Sie porträtieren Francois Cavanna, den Karikaturisten und Herausgeber der satirischen Zeitschriften Hara-Kiri und Charlie Hebdo. HIP

9. Französische Filmtage: 5. bis 17. Juli, Hamburg, Metropolis