DIE KLEINE WORTKUNDE
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Nein, es ist nicht das Unwort sondern das Wort des Jahres: Rettungsroutine. Das macht es aber nicht besser. So oft werden mittlerweile EU-Rettungspakete geschnürt, dass die eigentlich einmalige Rettung zum Dauerzustand mutiert ist. Passender wäre ohnehin „Krisenroutine“: Eurokrise, Peak Oil, Finanzkrise (Wort des Jahres 2008), Klimakatastrophe (Wort des Jahres 2007) – „langsam wird’s langweilig“, so die zynische Botschaft der Rettungsroutine.

Das hauptsächlich von Wolfgang Bosbach (CDU) geprägte Kompositum besteht zum einen aus der französischen „routine“ (Übung, Erfahrung), die sich von der „route“ ableitet (Weg, Straße, Richtung) und so viel bedeutet wie „Erfahrung hinsichtlich des Weges“. Die Herkunft des mittelhochdeutschen „retten“ ist ungeklärt, eine mögliche Verwandtschaft besteht zum althochdeutschen „hrad“ (rasch, schnell).

Die Rettungsroutine ist paradox: Nach einer Rettung ist nämlich eigentlich erst mal alles gut. Vielleicht braucht unsere krisengeschüttelte Vernunft einfach mal eine Pause. ERIK WENK