DER WETTERBERICHT

Theo Zwanziger, der Präsident der Deutschen Fußball-Bunds, scheint den Durchblick verloren zu haben. Erst äußerte sich Zwanziger in einem Interview so: „Ich war als Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees inoffiziell schon seit Monaten über die Tatsache informiert, dass es sehr konkrete Ermittlungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft Bochum und der Uefa gibt.“

Diese Aussage löste bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) Irritationen aus. „Wir waren sehr verwundert, als wir die Zitate von Dr. Zwanziger gelesen haben und haben daraufhin den direkten Kontakt gesucht“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball. In einem Telefonat habe Zwanziger ihm inzwischen einen Irrtum eingeräumt. „Der DFB-Präsident hat mir gegenüber in einem Telefongespräch erklärt, dass er seine Äußerungen so getätigt und autorisiert habe. Ihm sei jedoch erst später bewusst geworden, dass er sich geirrt habe“, sagte Rauball. Demnach sei Zwanziger allgemein über Gerüchte in Bezug auf Manipulationen in Europa von der Uefa informiert worden, nicht aber über die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft Bochum und Verdachtsmomente in Deutschland.

Auch andernorts wird im Trüben gefischt: Am Mittwoch hat sich Fußballregionalligist SC Verl gegen kursierende Meldungen gewehrt, drei Verler Spieler hätten Geständnisse abgelegt. „Meines Wissens nach hat nicht ein Spieler ein Geständnis abgelegt – weder bei der Staatsanwaltschaft noch bei uns“, sagte der SC-Vorsitzende Peter Mankartz. Auch die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte auf Anfrage die Medienberichte nicht: „Zu einzelnen Namen äußern wir uns aus ermittlungstaktischen Gründen nicht und weil die Unschuldsvermutung gilt“, sagte ein Sprecher. Der Club hatte einen Tag zuvor zwei Spieler suspendiert. Man habe sie aus der Schusslinie nehmen wollen, so Mankartz.

Möglich ist, dass die Politik regulierend eingreifen wird. „Das ist ein Skandal, der den Sport in seinen Grundfesten erschüttern kann“, sagte die neue Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag. Im Moment seien in erster Linie der DFB und die DFL gefragt. „Ob neue gesetzliche Regelungen notwendig sein könnten, wird sich erst zeigen, wenn die staatsanwaltlichen Ermittlungen abgeschlossen sind, sagte Freitag.

Theo Zwanziger hat schon einen Vorschlag: Der Staat müsse den Wettmarkt liberalisieren und private Anbieter zulassen, die dann unter strenger staatlicher Kontrolle stehen, sagte der DFB-Chef. Und weiter: „Durch das Monopol der staatlichen Sportwette Oddset und das Verbot privater Anbieter werden die Zocker auf den illegalen Wettmarkt getrieben.“MARKUS BRENNER