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rauchende und saufende fußballerNa, dann Prost!

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von Markus Völker

Wie ein Fan mit investigativen Neigungen herausgefunden hat, schlagen die Ukrainer nach EM-Spielen gern mal über die Stränge. In der Kabine der Ukrai­ner fand er nach der Partie gegen die Deutschen über vierzig Kippen neben dem Entmüdungsbecken. Da standen auch mehrere Dosen Billigbier, und französischen Supermarktrotwein für 3,99 Euro entdeckte er auch; die ukrainische Flagge, versehen mit Widmungen von Soldaten, hatten die Osteuropäer da allerdings schon wieder verpackt.

In der Kabine der DFB-Jungs fand der Fan nichts, nur ein paar säuberlich gestapelte Eispackungen. Falls es Exzesse in der DFB-Kabine gegeben haben sollte, wovon wir nun wahrlich nicht ausgehen, wurden sie professionell weggeputzt. Die Ukrai­ne hingegen: interpretiert das schöne Wörtchen „bierernst“ ganz neu. Das ist ungewöhnlich, weil es im Sport eigentlich immer nur um Leistungsoptimierung und Körpertuning geht.

Alles wird bis ins Letzte ausgereizt. Der DFB lässt seine Spieler Yoga machen und nach dem letzten diätischen Schmäh ernähren. Dabei wusste schon der große Max Merkel, dass man nicht immer nur Vollwertkost reinhauen muss, um ganz vorn zu sein. Oder anders: Gemüse­smoothies und Quinoa-Salat sind super, aber machen den Menschen bisweilen leidenschaftslos und stumpfsinnig.

Max Merkel sagte also dereinst: „Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Antialkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da war’s mir wurscht. Da hab i g’sagt: Sauft’s weiter.“ Gleiches hätte er mit den Rauchern und Nichtrauchern durchexerzieren können. Die Raucher hätten wohl gewonnen, einfach weil sie wie die Trinker auf dem Platz und im Leben auf Dröhnung und Vollgas setzten.

Der „unstete Lebenswandel“ schien im Sport ausgemerzt zu sein. Aber siehe da, auch im Golf wird gepafft. Neulich sah ich bei einer Golfübertragung einen rauchenden Caddy, der neben seinem Chef her spazierte. Er präsentierte die Fluppe, als sei sie das Selbstverständlichste von der Welt.

Ist sie im Golf ja auch noch irgendwie. Angeblich rauchen bis zu 75 Prozent der Caddys und über 20 Prozent der Profis, allerdings nicht mehr so offen wie früher. Auch das ist ein sympathischer Befund, weil er zeigt, dass es im gehobenen Sport nicht immer auf Selbstkasteiung und totale Nüchternheit hinauslaufen muss.

Eine Zigarette und ein Bier gehen immer. Das wirft Spitzensportler trainingstechnisch nicht ins Pleistozän zurück. Sie werden nicht gleich zu Asthmatikern und Lallköpfen. Das sieht der Rumäne Denis Alibec ähnlich. Vor seiner Einwechslung im Spiel gegen Frankreich war er nicht auffindbar. Man entdeckte ihn in der Kabine. Rauchend. Er durfte trotzdem spielen.

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