Voll Futurebilly

Musik Puff! lieben Synthesizer.Puff! spielen Punk. Morgen endlich live im West Germany

Eines der bestgehüteten Geheimnisse des Berliner Undergrounds hört auf den Namen Puff!. Unter diesem Namen firmiert eine Band, die vor fünf Jahren als Kollektiv begann – unter anderem gehörte Brezel Göring von Stereo Total einst der Band an –, und die heute aus den beiden gebürtigen Berlinern Anton Garber und Robin Behling besteht. Puff! lieben Synthesizer. Puff! spielen Punk. Oder, in eigenen Worten: Futurebilly.

Die Band ist in den letzten Jahren mit ihren überdrehten Auftritten zu einer kleinen Live-Legende geworden; veröffentlicht haben sie bislang erst zwei EPs und eine Split-10“ mit der befreundeten Band Eastie Ro!s. Im Herbst soll das erste volle Album erscheinen, die Aufnahmen dafür sind fertiggestellt. Am morgigen Donnerstag spielen Puff!, deren Schreibweise variiert, im West Germany und stellen einige der Songs davon vor.

Dabei gehört das Duo zu einer ganzen Reihe von Acts, die in Berlin den Punk in die Jetztzeit übersetzen – abseits der medialen Öffentlichkeit. Sie alle eint, dass sie Namen haben, die schwer zu googeln sind, weil man dann zumeist auf anderen Seiten landet. Fotzen Power Germany, Pisse, Piss, Schwund und Diät heißen all diese Gruppen, und sie eint noch etwas: dass sie trotz (überwiegender) Fäkalaffinität alles andere als Asipunk spielen. Eher stehen sie für D.I.Y. und Minimalismus mit Chuzpe und Haltung, der voll und ganz ins Jahr 2016 passt.

„Gerade auf Deutsch kann man doch gut platt und geistreich zugleich sein“, erzählt Anton Garber bei einem Bier auf einer Bordsteinkante in Kreuzberg und sagt, es mache ihn wirklich sauer und er fühle sich fast persönlich beleidigt, wenn er so manch andere deutsche Band mit pseudotiefsinnigen Lyrics höre. Hört man dann Puff!-Songs wie „Der Tod ist ein Müllmann“, „Psychological Survival“ oder „Wenn ich Dein Hund wär“, findet man bei Garber ein kluges Spiel mit Sprache und mit Referenzen vor.

Für die Synthie-Klänge, die den Sound von Puff! bestimmen, ist Garber zuständig, der ein ganzes Arsenal an Gerätschaften besitzt. „Selbst als ich noch Iro-Punk war, fand ich Devo und solche Sachen gut. Mich hat immer das Abseitige interessiert.“ Der aus dem Ostteil von Mitte stammende 28-Jährige ist mit Punk groß geworden: „Mein Alter hat damals den ‚Eimer‘ mitbesetzt. Meine Eltern haben nach der Wende wohl gedacht: Jetzt machen wir mal richtig Sozialismus.“

Der inzwischen verstorbene Vater spielte auch bei Die Firma und zeitweise bei Freygang. In der legendären Location ist Garber gewissermaßen aufgewachsen, er selbst begann mit Die Dreipunktbande in den nuller Jahren Musik zu machen. Puff! waren zunächst für Kostümierungen und Masken bekannt, heute konzentrieren Behling (Bass und Gitarre) und Garber sich eher auf die Musik.

Prominente Supporter haben Puff! jedenfalls. Mit Felix Kubin ist man befreundet, Brezel Göring produziert meist die Stücke. Und auch Bettina Köster (Mania D., Malaria!) sagt, Puff! führten das fort, was sie damals angefangen hätten. Die Band stünde für „Verweigerung, die aber auch ein Beitrag ist“.

Eigentlich, so sagt Garber, habe man keine wirkliche Lust, sich irgendwo anzubiedern – man sage auch schon mal Gigs ab, wenn einem das Umfeld nicht passe. Musikindustrie, eigentlich Industrie generell, seien ziemlich hässliche Wörter. „Viele Bands veröffentlichen ja heute nur noch wie am Fließband, es gibt kein Nachdenken mehr darüber, was man eigentlich rausbringt.“

Die kleine Underground-Band wolle man aber mitnichten um jeden Preis bleiben. „Vor vielen Leuten zu spielen ist natürlich geiler“, sagt er mit seiner tiefen Stimme, die gesungen wie gesprochen whiskybelegt klingt. Wobei – er überlegt kurz – andererseits: „Den Laden leer zu spielen ist schon auch ein ziemlich gutes Gefühl.“ Jens Uthoff

Puff!, Ausmuteants: 30. 6., 21 Uhr, West Germany, Skalitzer Str. 133, Kreuzberg