kommentar von Sebastian Erbzu den Friedensverhandlungen in Kolumbien
: Un momento histórico

Jetzt gilt es, die vielen zu überzeugen, die noch am Friedensprojekt zweifeln

Frieden ist möglich. Das ist die frohe Botschaft aus Havanna, wo die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen seit fast vier Jahren über ein Friedensabkommen verhandeln. Am gestrigen Donnerstag unterzeichneten beide Seiten einen endgültigen Waffenstillstand. Damit wird der mehr als 50 Jahre andauernde Guerillakrieg beendet, einer der längsten bewaffneten Konflikte der Welt mit mehr als 300.000 Todesopfern und etwa 6 Millionen Binnenvertriebenen.

Das Abkommen markiert einen historischen Moment. Präsident Juan Manuel Santos hat daran sein politisches Überleben geknüpft. Und auch die Farc kann jetzt nicht mehr zurück. Ernsthaft und gründlich arbeiteten beide Seiten zuletzt auf den Frieden hin. Der Streit über die Modalitäten der Waffenabgabe ist beigelegt. Wie und ob das Volk über das Abkommen abstimmen wird, ist noch offen.

Die eigentliche Friedensarbeit fängt für Kolumbien jetzt erst an. Das Abkommen will viel mehr als nur die Abwesenheit von Krieg: einen Entwicklungsimpuls für das Land geben, den Drogenhandel eindämmen und der Farc ermöglichen, als politische Partei aktiv zu werden. Viel hängt davon ab, wie geschickt die Regierung dabei agiert.

Der Staat muss stark sein, um die vielen zu überzeugen, die noch am Friedensprojekt zweifeln. Er muss schnell präsent sein, wo er es bisher nicht war, Sicherheit gewährleisten und Infrastruktur aufbauen. Geplant ist all das, unterstützt auch mit Geld aus dem Ausland. Aber leicht wird es nicht.

Die Regierung muss besser kommunizieren und erklären, wie wichtig es ist, Täter und Opfer zu versöhnen. Die Farc-Spitze muss ihrerseits ihre KämpferInnen von den Vorteilen eines zivilen Lebens überzeugen. Schließlich gibt es noch genug bewaffnete Gruppen, denen sie sich anschließen könnten, allen voran die ehemaligen Paramilitärs.

An dem Konflikt in Kolumbien haben jahrzehntelang viele verdient, wirtschaftlich und auch politisch. Expräsident Álvaro Uribe und seine Leute machen seit Monaten Stimmung gegen das Friedensabkommen und sie werden jetzt noch lauter werden. Santos muss den Frieden entschieden vorantreiben und verteidigen. Wenn in Zukunft etwas schiefläuft im Land, wird die amtierende Regierung sich dann nicht mehr hinter dem Konflikt verstecken können.