OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Das Chanson hat eine lange Tradition im französischen Film. Und damit ist keine frontal gefilmte Edith Piaf gemeint, sondern Filme, die das Chanson in dramaturgischer Funktion verwenden – eine Sonderform des Filmmusicals also. Das Filmmuseum Potsdam bietet in einer „Langen Chanson Nacht“drei schöne Beispiele: In Jacques Demys Klassiker „Les parapluies de Cherbourg“ (1963) werden einer modernen Filmoper entsprechend zur Musik von Michel Legrand die Alltagsdialoge in einer Geschichte gesungen, die von einem jungen Glück erzählt, das Trennungen und Missverständnisse nicht übersteht. In „On connait la chanson“ (1997) legt Regisseur Alain Resnais seinen Protagonisten hingegen immer wieder Fragmente populärer Chansons in den Mund, die verschiedene Funktionen erfüllen: Sie charakterisieren eine Figur oder erläutern eine Situation – was in dem komischen Melodram um abstruse Missverständnisse, Ehekrisen und Lebenslügen einen sehr erheiternden Effekt hat. Ein zeitgenössisches Update im Sinne Jacques Demys bietet schließlich Christophe Honorés „Les chansons d’amour“ (2007), der mit Humor und den Chansons von Alex Beaupain von einer offenen Ménage-à-trois erzählt, die in den 1960ern so wohl nicht durchgegangen wäre (24. 6., Les parapluies de Cherbourg, 17.30 Uhr; On connait la chanson, 19.30 Uhr, Les chansons d’amour, 22 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Ein Klassiker ist auch Alain Resnais’ „L’année dernière à Marienbad“(1961), einem an den Nouveau Roman angelehnten und von Alain Robbe-Grillet erdachten Geflecht aus Träumen, Imagination, Theater und falschen Erinnerungen, das sich jenseits konventioneller Erzählstrategien im Rahmen einer Traumlogik entfaltet. Giorgio Albertazzi und der mysteriöse Sacha Pitoëff ringen dabei im mondänen Schlosshotel um die kühle Delphine Seyrig, die ihrerseits um eine Erinnerung ringt (26. 6., 19.30 Uhr, Arsenal).

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ war die populäre Disney-Zeichentrickversion des Dschungelbuchs, die Rudyard Kiplings literarische Vorlagen aus dem späten 19. Jahrhundert allenfalls noch als entfernte Inspirationsquelle nahm. In der bislang jüngsten, in einer Mischung aus Realfilm und CGI geschaffenen Dschungelbuch-Version, „The Jungle Book“, von Regisseur Jon Favreau ist es mit Gemütlichkeit nicht weit her: Vor dem Hintergrund hyperrealistischer Dschungelbilder entfaltet sich eine düstere Abenteuergeschichte, die für kleine Kinder allerdings eher ungeeignet erscheint (23. 6. – 29. 6., 16 Uhr, Kino Kiste, Toni & Tonino, 24. 6. – 26. 6., verschiedene Anfangszeiten, Sputnik).