Zwischen Beatles und TKKG

GRÜNE Fraktionschefin Antje Kapek findet ganz neue Vergleiche für das Spitzenquartett ihrer Partei für die Abgeordnetenhauswahl

Wenn es von der CDU käme, dann wäre die Sache ja klar – die machen sich seit Langem lustig über das Führungsquartett der Grünen für die Abgeordnetenhauswahl. Wobei die angesichts genug eigener Probleme auch schon ruhiger geworden sind. Aber an diesem lauschigen Montagabend ist es eine aus dem Führungsquartett selbst, von der ganz neue Vergleiche für die ungewohnt breite Aufstellung zu hören sind. Antje Kapek, eine der beiden Chefinnen der Abgeordnetenhaus-Grünen, schlägt beim sehr gut besuchten Fraktionsfest am Zoo den Bogen zu den Fantastischen Vier, den Beatles – und zu TKKG.

Für den Fall, dass jetzt das Gap of Generations zuschlägt: TKKG ist eine Ende der 70er Jahre gestartete Jugendbuch- und Hörspielreihe und steht für Tarzan (später Tim), Karl, Klößchen und Gaby: ein gut aussehender cooler Judokämpfer, ein Computerhirn, eine Hübsche und … naja, der Name sagt’s ja schon, einen, der stets für Schokoladennachschub und gute Laune sorgt.

Da fragt man sich natürlich: Wer soll nun wer sein in dem Spitzenquartett, weil sich die vier Grünen doch nach eigenem Bekunden auf Augenhöhe bewegen? Das wäre auch schon beim Beatles-Vergleich interessant gewesen, Ringo Starr als Drummer hatte da auch nicht unbedingt eine Führungsrolle inne. Aber Klößchen?

Es ist überhaupt ein Abend der offenen Fragen. Weil beispielsweise im Eingang der Feier-Location in roter Leucht-Installation steht: „I’m hungry for the power“. Ein klarer Anspruch oder PR-Deutsch: claim der Grünen, könnte man meinen, weil die ja von dieser Macht schon eine ganze Reihe von Jahren weg sind, genau fünfzehneinhalb. Ist aber nicht so: Gehört zur Dekoration – und war manchen grünen Gesprächspartnern noch gar nicht aufgefallen. Darauf hingewiesen, ist die Reaktion: Ist ja in Rot und nicht in Grün. Als ob Rot nur für Sozis und nicht auch für eine gewisse Leidenschaft stehen könnte, die einem solchem claim innewohnen sollte.

Immerhin machen Kapek und ihre Co-Chefin Ramona Pop in kurzen Ansprachen klar, was sie wollen: Rot-Schwarz am 18. September abwählen lassen, weil dieses Bündnis sinngemäß alles versemmelt habe. Weil Rot-Schwarz aus SPD und CDU besteht und die erstgenannte Partei da dominiert, muss sich der Herr Ende 30 angesprochen fühlen, mit dem die beiden Damen sich wenige Minuten vorher noch Arm in Arm haben ablichten lassen: Raed Saleh.

Die Nummer zwei in der Berliner SPD ist der einzige andere Fraktionschef, der beim Grünen-Fest vorbeischaut. Der lächelt bei der Grünen-Kritik, wie er auch oft bei Fragen und Kritik von Journalisten lächelt. „Ich komme immer gern hierher“, sagt Saleh der taz. Man könnte jetzt fragen, was das denn in Richtung Koalition heißt. Aber Saleh lächelt ja jetzt schon.

Ist ja auch erst mal egal, denn die eigentlich Frage bleibt: Wer ist nun eigentlich Klößchen?

Stefan Alberti