„Schlendrian ist unser Problem“

Fansache (10) Was erwarten die Anhänger der Mannschaften von der Fußball-EM?
Heute: Österreich

Werner Götz

Foto: privat

67, ist Präsident der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg. Lebt seit 1970 in Berlin, wohnt in Frohnau. Fan von Rapid Wien, verfolgt auch die deutsche Bundesliga.

taz: Was war Ihr schönstes Erlebnis als Fan?

Werner Götz: Mein schönstes Erlebnis war der 3:2-Sieg der Österreicher gegen Deutschland in Córdoba 1978 – das Spiel, was man in Deutschland die Schmach von Córdoba nennt. Für uns war das etwas ganz Besonderes: Weil Deutschland fußballerisch so viel besser ist, sind wir sonst ja fast immer zweiter Sieger.

Was ist bei der EM für Österreich drin?

Für Österreich ist das Achtel­finale drin. Ich glaube, wir werden Gruppenzweiter hinter Portugal und kommen eine Runde weiter. Vielleicht haben wir sogar Chancen aufs Viertelfinale; das hängt aber vom Gegner ab. Bei allem, was darüber hinausgeht, muss ich aber bei allem Optimismus sagen: Nein.

Wo in Berlin gucken Sie?

Das Spiel von Österreich gegen Ungarn hab ich als Ehrengast in der österreichischen Botschaft mit Freunden aus Ungarn geguckt. Auf jeden Fall finde ich es schön, im österreichischen Sender ORF zu gucken.

Welche Stärke sollte man bei Österreich auf keinen Fall unterschätzen?

Die größte Stärke der Mannschaft sind die Einzelkönner. Wenn wir die deutsche Gründlichkeit hätten, wären wir gar nicht so viel schlechter. Aber uns fehlt die Klarheit und Bissigkeit. Der österreichische Schlendrian ist unser Problem.

interview Alina Schwermer