An diesem Tag ging leider gar nichts

Trotz aller Zuversicht im Vorfeld verlor Hertha BSC gegen Bielefeld mal wieder grandios. Damit haben die Berliner auch in Zukunft noch etwas gegenüber der Arminia gutzumachen. Beim Uefa-Pokal-Spiel am Donnerstag läuft’s hoffentlich besser

AUS BIELEFELD ANDREAS BEUNE

Dieter Hoeneß ließ den Blick durch den Bielefelder Presseraum schweifen, während er einigen Reportern seine Sicht der Dinge kundtat. Was er sehen konnte, wird ihm nicht gefallen haben. Bielefelds Trainer Thomas von Heesen beantwortete gelöst Fragen zum 3:0-Erfolg seiner Arminia, während Herthas Coach Falko Götz nach Erklärungen rang. Hoeneß sah auch einen Fernsehapparat, der Bilder von den Spielen der Konkurrenz lieferte. Es hätte ein guter Tag für die Berliner werden können. Doch Hertha hatte auf eindrucksvolle Art versäumt, die Punktverluste anderer Spitzenmannschaften zu nutzen.

Das Schlimme: Dieter Hoeneß hatte es geahnt. Irgendwie. „Ich hatte schon vor dem Spiel kein gutes Gefühl“, sagte der Hertha-Manager, „ohne dafür einen bestimmten Grund nennen zu können.“ Es ist das bekannte Spiel von vorher und nachher. Im Vorfeld der Partie hatte Hoeneß nämlich noch angekündigt, „dass wir in Bielefeld noch etwas gutzumachen haben“. Wegen der unglücklichen 0:1-Niederlage im vergangenen Oktober, als die Berliner sich vor allem beim Auslassen größter Torchancen höchst kreativ zeigten. Und der Manager gab sich überzeugt, dass die Revanche glücken wird: „Die Mannschaft brennt auf das Spiel, wir wollen die verlorenen Punkte gegen Bremen aufholen.“

Die Hertha-Spieler indes entschieden sich in Ostwestfalen dafür, das fußballerische Feuerwerk auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Nachlässigkeiten bei Standardsituationen führten dazu, dass der Gastgeber nach zwei Toren der Innenverteidiger Marcio Borges und Heiko Westermann eine beruhigende 2:0-Pausenführung herausschießen konnte. In bester Asterix-Tradition stemmten sich die Bielefelder, die auf fünf verletzte Stammkräfte verzichten mussten, gegen den vermeintlichen Favoriten. Der bekam für sein pomadiges Spiel die verdiente Quittung von den Rängen der SchücoArena: „Und ihr wollt unsere Hauptstadt sein?“

Fürwahr. Vom Anspruch, ein Spitzenteam der Bundesliga zu sein, war Hertha mal wieder meilenweit entfernt. „Das war ein Tag, an dem gar nichts ging. In der ersten Halbzeit haben wir dank fehlender Konzentration das Spiel verloren“, konstatierte Trainer Falko Götz. „Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen, und das Spiel nach vorne hat nicht stattgefunden“, befand Arne Friedrich und sprach von einem „Desaster“. Unübersehbar waren die Abstimmungsprobleme in der Verteidigung. Zu allem Überfluss wollte kein eigener Treffer gelingen, als Hertha in der zweiten Halbzeit den Druck erhöhte. Die Berliner scheiterten wahlweise an Arminias Torhüter Mathias Hain, dem Torpfosten oder sich selbst.

Nun haben die Berliner nach neun Spieltagen bereits zwölf Gegentore kassiert. Zu viele für die beste Defensive der abgelaufenen Saison. Wenig verheißungsvoll: In Bielefeld kassierten die Herthaner drei Tore von einer Elf, die in vier Heimspielen zuvor nur zwei Tore erzielen konnte – beide per Elfmeter.

Der Unterschied an diesem Spieltag hatte auch einen Namen, der die Stadionsprecher der Republik verzweifeln lässt: Sibusiso Zuma. Der Bielefelder traf zum 3:0 nach einem wundervollen Sololauf, den Berlins Verteidiger mit gebotenem Abstand anerkennend zur Kenntnis nahmen. Zuma war erst am Donnerstag in Ostwestfalen angekommen, nachdem er für Südafrika gespielt hatte. Viel Schlaf hätte er gebraucht, um wieder zu Kräften zu kommen, erklärte er nach dem Spiel. Die Berliner Nationalspieler, die in den Tagen zuvor für ihre Auswahlmannschaften unterwegs waren, hatten sich offensichtlich eher dafür entschieden, das Nickerchen auf dem Platz nachzuholen.

„Wir müssen nun nach vorne gucken“, seufzte Dieter Hoeneß im Presseraum. Was man halt so sagt nach so einem Spiel. Nach vorne gucken, das heißt Uefa- Pokal am Donnerstag. In die Zukunft schauen, das heißt für Hertha aber auch, vor dem nächsten Spiel in Ostwestfalen wieder in die Mottokiste zu greifen und anzukündigen: „Wir haben in Bielefeld noch etwas gutzumachen.“