Plakat in Kara Tepe: „Wir sind schwach, wir sind Menschen“

Griechenland UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt ein Herz für Flüchtlinge auf der Insel Lesbos

Zu mehr als den üblichen Fragen kommt es nicht

AUS LESBOS Theodora Mavropoulos

„Ich freue mich sehr auf den Besuch von Ban Ki Moon“, sagt Duru, der ein Plakat mit einer Landkarte des Iraks in den Händen hält. Er möchte zeigen, wo sein Dorf liegt, in dem die Terrormiliz IS mordete. Der Mann Mitte zwanzig flüchtete mit seiner Frau Simona und lebt seit etwa zwei Monaten in dem Flüchtlingscamp Kara Tepe. Duru und Simona sind Jesiden. Simona musste mit ansehen, wie der IS Menschen umbrachte.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ist nach Griechenland gekommen, um sich ein Bild der Lage der Menschen zu machen und mit ihnen zu sprechen, wie er vor seiner Reise ankündigte. Bevor er nach Lesbos reiste, wo 3.400 der griechenlandweit 57.000 Flüchtlinge leben, traf er am Vormittag Ministerpräsident Alexis Tsipras in Athen.

„Griechenland dürfe bei dieser Herausforderung nicht alleine gelassen werden“, sagte der UN-Generalsekretär. Er forderte mehr Hilfen für Griechenland und mehr Unterstützung von Europa. Alexis Tsipras überreichte Ban eine Rettungsweste als symbolisches Geschenk. Ban Ki Moon dankte Griechenland für die „außerordentliche Solidarität und Großzügigkeit“, die das Land zeige.

Zahlreiche Kinder standen bei Ban Ki Moons Eintreffen im Camp Kara Tepe mit Plakaten am Eingang. „Wir sind schwach, wir sind Menschen“ hält ein kleines Mädchen auf blauer Pappe in die Höhe. „Afghanische Flüchtlinge brauchen auch Hilfe“ steht auf einem anderen Schild geschrieben.

Der Empfang in Kara Tepe verläuft ruhig – keine Sprechchöre. Die Menschen sind bei 40 Grad Hitze sichtlich geschwächt. Es gibt nicht genug Schatten und in den Zelten staut sich die Hitze. Der UN-Generalsekretär beugt sich zu einigen Kindern hinunter, spricht kurz mit ihnen, bleibt bei mehreren Familien stehen und begrüßt sie. Doch zu mehr als zu den üblichen Fragen nach der Herkunft und Verfassung der Flüchtlinge kommt es nicht. Nach seinem kurzen Rundgang wird der UN-Generalsekretär dann, begleitet von griechischen Minister für Flüchtlingsangelegenheiten, Jannis Mouzalas, und Spyros Galinos, dem Bürgermeister von Lesbos, zum alten Rathaus von Mytilini gebracht um dort nochmals seine Solidarität zum Ausdruck zu bringen.

Simona und Duru stehen hinter der Absperrung, als Ban Ki Moon das Lager verlässt. Sie hatten keine Chance, ihn zu sprechen. Simona bricht in Tränen aus, versucht die Kette von Polizisten zu durchbrechen. Diese halten sie rabiat zurück, doch sie gibt nicht auf. Die Polizisten drücken sie zu Boden. Ein Arzt kommt hinzu und spricht beruhigend auf sie ein. Ja, er werde Ban Ki Moon ihren Brief geben. Die junge Frau schluchzt.