kommentar: eiken bruhn über Kita-Gruppengrößen
: Es reicht nicht

Die Bildungssenatorin erwägt, Bremens Kita-Gruppen zu vergrößern: als Ausweg aus der nicht hinnehmbaren Situation, dass Kinder ab August ohne Betreuungsplatz dastehen. Für einen Übergangszeitraum wäre das vertretbar – aber nicht auf Dauer.

Auch, wenn sich Bremen im Vergleich mit anderen Bundesländern einen vergleichsweise guten Betreuungsschlüssel sowohl bei den unter als auch den über Dreijährigen „leistet“: Auch 20 Kinder pro Betreuungskraft, wie es in Bremen das Gesetz vorschreibt, ist eine ebenso willkürliche Relation wie 25 oder 28. Mit einem irgendwie oder gar durch wissenschaftliche Expertise begründeten Standard hat das nichts zu tun.

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass auch 20 Kinder zu viel sind. In einem real existierenden Kindergarten, in dem an vielen Tagen eine Erzieherin über Stunden ganz allein in der Gruppe ist, lassen sich bereits jetzt nicht die hehren Bildungsziele umsetzen, die Bremen für seine frühkindliche Bildung formuliert hat. Und selbst wenn zwei BetreuerInnen tatsächlich kontinuierlich in einer Gruppe arbeiten, weil Kindergartenträger wissen, dass eine Erzieherin viel zu wenig ist: Für Binnendifferenzierung mit Drei- und Vierjährigen reicht auch das nicht.

Zudem tummeln sich in vielen Gruppen Wickelkinder, die noch mehr Aufmerksamkeit und Pflege brauchen – Konsequenz der letzten Maßnahme, mit der ohne Geld mehr Plätze geschaffen wurden.

Es reicht auch nicht, so wie Niedersachsen, das sich Bremer Verhältnissen annähern will, einfach zusätzliche Kräfte in die Gruppen zu stecken. Jeder, der schon mal ein Kleinkind nach einer Kindergartenwoche am Freitagnachmittag erlebt hat, weiß, wie anstrengend es sein muss, sich jeden Tag mit 19 anderen sechs bis acht Stunden im selben Raum aufzuhalten. Nach draußen können die Kinder nur, wenn so viele Betreuungskräfte anwesend sind, dass eine auch mal mit einem Kind zur Toilette oder zum Wickeln kann.