LeserInnenbriefe
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Sehnsucht nach Übervater

betr.: „Fahrtrichtung links“, taz vom 11. 6. 16

Im taz-Beitrag wird auf die Macht des Wortes Bezug genommen, die der Präsident angeblich hat. Man sollte sich einmal ganz ohne Pathos fragen, wo denn die bahnbrechenden Beiträge der Herren Gauck, Wulff, Köhler, Rau und wie sie alle heißen in ihrem Amt als Präsident wirklich waren. Jede*r wühle doch einmal in seinen Erinnerungen, was er von den Bundespräsidenten noch weiß.

Mir fällt noch die Ruck-Rede von Herrn Herzog ein, die gänzlich ohne Ruck an uns vorübergegangen ist, und die nachher nur noch für Scherze über den Ruck-Sack in Bellevue gut war. Und dann hat Weizsäcker mal eine berühmte Rede gehalten. Das war im letzten Jahrtausend, und mal ganz ehrlich, wer weiß noch ohne Google, worum es ging.

Es mag damals wichtig und richtig gewesen sein, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus öffentlich auch so zu benennen, aber brauchen wir wirklich ein solches Amt, damit uns mit etwas Glück alle 30 Jahre ein älterer Herr mit einer gelungenen Rede erzählt, was für die einen ohnehin schon lange klar war, und die anderen sowieso nicht wissen wollen? Die Sehnsucht nach einem neutralen Übervater, der uns weise erzählt, wo es langgeht, ist in einer komplizierten Welt vielleicht nachvollziehbar, trotzdem ein Überbleibsel einer patriarchalen Vergangenheit, das wir so langsam hinter uns lassen könnten.

Und für die wirklich wichtigen Dinge haben wir Jogi Löw.

RALF FRÜHWIRT, Leimen

Große Angst

betr.: „Kaltherzig, dumm und populistisch“, taz vom 10. 6. 16

Es ist wirklich beängstigend, wie sich Union und SPD in ihrem derzeit überhasteten Handeln und mit ihren Gesetzesinitiativen der Welt und den Argumentationen der AfD immer mehr annähern. Und das nur, um verlorene Wählerstimmen wieder zurückzugewinnen. Haben die Verantwortlichen dieser Parteien denn nur noch die kommende Bundestagswahl im Kopf? Es sieht so aus. Das macht mir große Angst vor der Zukunft Deutschlands. Man kann gar nicht oft genug davor warnen.

GÜNTER KÖHLER, Schwabmünchen

Trikot und Fahnen

betr.: „Grüne Partykiller“, taz vom 13. 6. 16

Ich kann beim Fußballtrikottragen und Fahnenschwenken erst mal nichts Falsches finden. Sonst unterstützt man seinen Verein, bei einer EM halt sein Land. Ich persönlich aus Verbundenheit auch alle britischen Teams und Belgien. Bei einer WM oder beim Afrika-Cup ziehe ich das Trikot von Kamerun an und supporte auch das Nationalteam meiner Frau. Ich habe da noch nie Ausgrenzung erfahren. Es widert mich aber an, wenn das alles politisch und patriotisch überladen wird und sich Menschen zu viel auf ihre Herkunft oder Nationalität einbilden. Aber andere Nationen stoßen mir da saurer auf, als die Deutschen. Ich bin glücklich und froh, dass wir bisher, was überschwänglichen Patriotismus angeht, nach den Weltkriegen etwas abgerüstet haben. Ich hoffe, dass das trotz AfD und Pegida so bleibt. Nationalismus wie in Ungarn, Polen, der Türkei, Russland, den USA oder den Hass in der Ukraine und auf dem Balkan, wo das Ganze zu Krieg und Blutvergießen führte, brauche ich zumindest in meinem Leben nicht. MARKUS MEISTER, Kassel

Rentenprognosen

betr.: „Wir leben einfach zu lange“, taz vom 14. 6. 16

Kein Tag vergeht, wo irgendwelche „Berufenen“ Rentenprognosen aufstellen müssen. Diesmal Prognos. Dahinter steckt der Holtzbrinck-Verlag, der indirekt beteiligt ist an der Zeit und FAZ. Dass solche Institute alles, was Rente angeht, schlechtreden und insbesondere auf die Frage, wer mit 70 und mehr noch produktiv im Arbeitsleben stehen soll, keine Antworten haben, scheint bei der taz wohl neu zu sein. Merke: Erst wenn die Millionste „Sau“ dieser Art von Meldungen durchs Pressedorf getrieben wurde, scheint es gut zu sein. FRIEDHELM MEKLENBURG, Gelnhausen

Blamable Konferenz

betr.: „Das finstere Ende der Belle Époque“, taz vom 13. 6. 16

Als ansonsten kritischer Leser Ihrer Zeitung möchte ich Ihnen dieses Mal ein Lob aussprechen. Es gebührt Ihnen dafür, dass Sie die blamable Konferenz von Evian im Sommer 1938 der Vergessenheit entrissen haben. Ihr Artikel hebt sich wohltuend von der elogenhaften Berichterstattung deutscher Sportjournalisten über den Ort des Mannschaftshotels des DFB für die laufende Europameisterschaft ab.

JÜRGEN FÖRSTER, Freiburg im Breisgau

Verstoß gegen die Regeln!

betr.: „Dann lieber ganz ohne Publikum“, taz vom 14. 6. 16

Zu Rudolf Balmers Gag: „Wenn den Hooligans nicht anders beizukommen ist, dann wäre es gescheiter, die Spiele abseits und ohne Publikum zu organisieren. Wenigstens kann so niemand den Zuschauern, die den Fußball am Bildschirm verfolgen, verbieten, dazu Bier zu trinken.“

Erstens ist Abseits beim Fußball ein Verstoß gegen die Regeln! Und zweitens darf es in niemandes Interesse sein, dass sich die Gesellschaft als Reaktion auf Terroristen und Konsorten in irgendwelche Mauselöcher verkriecht, denn wer bringt uns dann das Bier? HEINZ MUNDSCHAU, Aachen