Rockerkrieg in der Gartenlaube

KRIMINALITÄT In Hamburg stehen seit Montag sieben mutmaßliche Unterstützer der Hells Angels vor Gericht. Es ist der erste Prozess zu den jüngsten Gewalttaten im Rockerkrieg mit den Mongols. Es gehtum die Vorherrschaft in der Stadt

Sieben UnterstützerInnen der Hells Angels stehen seit Montag in Hamburg vor Gericht. Drei Männern im Alter zwischen 21 und 24 Jahren wird vorgeworfen, ein Mitglied der verfeindeten Rockergruppe Mongols schwer misshandelt und der Freiheit beraubt zu haben. Zwei Männer und zwei Frauen im Alter von 21 bis 23 Jahren sollen dabei geholfen haben. Es ist der erste Prozess zu den Gewalttaten, die in Hamburg um den Jahreswechsel herum zwischen den Mongols und Hells Angels eskalierten.

Beim Auftakt der Hauptverhandlung am Landgericht sollte wohl vor allem die Frist gewahrt werden: Drei Angeklagte sitzen seit dem 12. Januar 2016 in Untersuchungshaft. Beginnt ihr Prozess nicht innerhalb von sechs Monaten, kommen sie frei. So wurde am Montag – fristgerecht – die Anklage verlesen: Ein damals 26-jähriges Mitglied der Mongols soll in der Nacht zum 2. Januar 2016 mit einem fingierten sexuellen Angebot in eine Gartenlaube gelockt worden sein. Drei der Angeklagten sollen ihn dort mit einer Waffe überfallen haben, wobei ein weiterer Täter bislang unbekannt ist. Laut Staatsanwaltschaft traten und schlugen sie auf den Mongol ein und stachen und schnitten ihn mit einem Messer ins Gesicht, in den Bauch und die Beine. Als er sich nicht mehr regte, wurde er gefesselt und an einem anderen Ort stark blutend ausgesetzt.

Erst fünf Tage zuvor war der Geschädigte durch einen Schuss leicht verletzt worden: Am 28. Dezember 2015 wurde eine Gruppe von Anhängern der Mongols in einem Schnitzel-Restaurant auf der Reeperbahn überfallen und beschossen. Als der Geschädigte mit zwei weiteren Mongols in einem Taxi flüchten wollten, wurde dies von sieben Kugeln getroffen. Zwölf Männer aus dem Umfeld der Hells Angels wurden noch in der Tatnacht festgenommen, aber bald wieder freigelassen. Laut Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen zu dieser Tat noch an, bislang gebe es keinen konkreten Tatverdächtigen.

Hintergrund der Gewalt­eskalation ist die Bestrebung der Mongols, in Hamburg an Einfluss zu gewinnen. Im Juli 2014 hatten sie einen Ableger in Hamburg gegründet. Laut Insidern konkurrieren sie um Geschäfte mit Drogen und Zuhälterei und um die Vorherrschaft auf dem Kiez mit den Hells Angels. Die sind hier mit mehreren Lokalitäten präsent und einflussreich, auch wenn sich die Hamburger Polizei bis heute damit rühmt, ihnen seit 1983 das Tragen ihrer Rocker-Westen verboten zu haben.

Seit Januar ermittelt die Hamburger Polizei mit einer eigenen Soko „Rocker“ zu den Vorfällen. Es kam zu zahlreichen Razzien in ganz Norddeutschland. jpb