Goliath schlägt David

LANDESBANKEN Die Bremer Landesbank ist Geschichte: Entscheiden muss sich nun, ob die Norddeutsche Landesbank die Tochter Bremen abkauft

Und der Verlierer heißt: Bremen. Durch faule Schiffskredite in dreistelliger Millionenhöhe und möglicherweise gezielt gestreute Indiskretionen ist die bislang als solide beleumundete Bremer Landesbank (BLB) so sehr ins Trudeln gekommen, dass sie als eigenständiges Institut keine Zukunft mehr hat. Das wurde nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats am Freitagabend bekannt gegeben.

Das Land muss sich nun zwischen zwei schlechten Optionen entscheiden: Entweder es verkauft seine Anteile ans Mutterhaus, die Norddeutsche Landesbank (NordLB) in Hannover, oder es verwandelt sie, unter gehörigem Wertverlust, in Anteile der NordLB. Für letzteres wäre ein neuer Staatsvertrag mit Niedersachsen notwendig.

Arbeitsplätze in Gefahr

Für das Geldhaus, das gerade vis-à-vis des Doms im Herzen Bremens einen Neubau erhält, arbeiten rund 600 Beschäftigte. Mit dem Abbau von Arbeitsplätzen ist dem Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel zufolge „leider zu rechnen“, obwohl es beschwichtigende Signale aus Hannover gegeben hatte: So hatte NordLB-Chef Gunter Dunkel erklärt, dass die BLB als „Mitglied der NordLB-Gruppe“ ihre „Identität bewahren“ werde. Es müsse aber „unverzüglich mit den Verhandlungen begonnen werden, damit wir ein für alle befriedigendes Ergebnis bis zum Jahresende erreichen“. Die Aufsichtsratsvorsitzende, Bremens Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne), warnte davor, die BLB „durch Spekulationen“ zu beschädigen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, die Zusammenarbeit weiter zu verbessern.“

Die tieferliegenden Ursachen der Krise sind ungeklärt: Auf tagesschau.de bezichtigte der Finanzjournalist Heinz-Roger Dohms die BLB-Führung um Stephan-Andreas Kaulvers einer „Mischung aus Selbstherrlichkeit und Selbstbetrug“: Auch die BLB habe noch bis einschließlich 2010 „Kasino gespielt“, nur das Glück gehabt, dass ihre hochriskanten Finanzgeschäfte nicht geplatzt sind.

Indes wird aus Bremen mit Unmut nach Hannover geguckt: Ungeklärt ist, wie der Hinweis aufs millionenschwere Minus im Schiffs-Portfolio der BLB, über die im Mutterhaus die Vorstandsetage informiert war, öffentlich wurde.

Bremen hatte seine Anteile an der BLB erst 2012 aufstocken müssen: Damals waren stille Einlagen in Höhe von 480 Millionen Euro in Geschäftsanteile umgewandelt worden. Infolge einer Veränderung der Aufsichtsregularien auf europäischer Ebene wurden stille Einlagen nicht mehr als Eigenkapital bewertet. bes

Mit Material von reuters, dpa