Das Ding, das kommt
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Reichte die Taschenlampe früher, um Kinderbücher zum Leben zu erwecken. Heute müssen es schon „Augmented Reality“-Tools sein Foto: Ntoshi/Wikimedia

Lesen, bis der Akku leer ist

Eine Taschenlampe in der einen Hand, ein Buch in der anderen und die Bettdecke über den Kopf gezogen. Mehr braucht’s nicht, um Bücher zum Leben zu erwecken und mit Pippi Langstrumpf oder den Olchis in eine andere Welt voller Abenteuer zu verschwinden. Bis die Augen rot gerändert sind, die Batterien den Geist aufgeben oder Papa dem vermeintlich heimlichen Lesevergnügen irgendwann ein Ende bereitet.

Ein Schlafzimmer war es denn auch, das in den Anfangstagen des Hamburger Oetinger-Verlages noch als Büro diente. 39 Jahre alt war Friedrich Oetinger damals, 70 Jahre alt wird der Verlag an diesem Sonntag. Richtig los ging es aber erst 1949, nachdem Oetinger nach Stockholm gereist war und Astrid Lindgren die Rechte an ihrem Kinderbuch „Pippi Langstrumpf“ abgekauft hatte. Das war damals noch ganz umstritten, fünf andere Verlage hatten es zuvor abgelehnt.

Für Oetinger aber wurde es zum Grundstein für einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderbuchverlage. Mehr als 1.000 Titel umfasst das Verlagsprogramm heute, rund 50 Millionen Euro Umsatz macht der Verlag jedes Jahr. Paul Maar, Christine Nöstlinger, Cornelia Funke, James Krüss, Kirsten Boie – viele der einflussreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren hat der Verlag von Beginn an begleitet.

Und immer rechtzeitig auf neue Medien reagiert. Im Kinderbereich ist er heute der zweitgrößte Audioproduzent, 1992 gab’s die erste Pippi-CD, 2002 kam Lern- und Spielsoftware dazu. Und jetzt: das „Superbuch“, sprich: eine kostenlose Smartphone- oder Tablet-App zum Buch, mit der man die Geschichten mit bewegten Bildern zum Leben erwecken kann.

Und, Kids, wenn’s doch langweilig wird: einfach das Handy umdrehen und Taschenlampe an! Seit Version 6 führt Android deren Akkuverbrauch ja sogar gesondert auf! MATT