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Emma? Missy? Wendy!

GLÜCKWUNSCHKeine Zeitschrift hat die Frauen so bewegt wie „Wendy“. Wir gratulieren zum 30. Geburtstag und erzählen was vom Pferd▶SEITE 2, 13

Traumheft

Wie gerne wäre ich ein Pferdemädchen gewesen. Mit wehendem Haar im Sattel die Welt erobern. So hatte ich mir das vorgestellt. Doch im Reitkurs bekam ich den störrischsten Gaul, den es gab, und war in erster Linie damit beschäftigt, das Biest davon abzuhalten, mich ständig ins Bein zu zwicken. Egal, was ich tat, das Vieh machte, was es wollte, die anderen galoppierten längst davon. Statt mir ein anderes Pferd zu geben, beschlossen meine Eltern: Das mit dem Reiten ist nichts für dich. Besser so. Ohnehin viel zu teuer. Was mir blieb, war die Wendy. Die bekam ich als Tochter eines Kioskinhabers umsonst. Und so träumte ich weiter von einem Leben, das nicht meines war.MARLENE HALSER

Berühren verboten

Ich stand mit meinem Rad – es hieß Pony und war lila – an der einzigen Kreuzung im Dorf. Ich musste nach rechts. Aber links ging es zum Zeitschriftenladen, und da lag die neue Wendy , vielleicht mit einem Mähnenkamm. Wenn man kein eigenes Pony hatte, war der wichtig. Er machte einen träumen, wenn man mit den Fingerspitzen die pink Plastikzinken entlangfuhr. Also nach links. Da sprintete die Zeitungsfrau hinter ihrem Tresen hervor: „Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten.“ Sie wusste: Meist hatte ich keine 3 Mark für Wendy. Später aber ein Pony. Und ständig blieb der bescheuerte Kamm in der Zottelmähne stecken.

ANNA KLÖPPER

Wie ein Porno

Eigentlich hätte ich zur Zielgruppe von Wendygehört – doch der Erwerb einer solchen Publikation an einem Kiosk wäre in den 80er Jahren vielleicht noch schlimmer als der Besitz einer Barbie-Puppe oder eines schwulen Pornohefts gewesen. Dennoch erlernte ich die Kunst des Reitens – und war selbstredend der einzige Junge unter all den Mädchen, die da longierten, striegelten und voltigierten. Ich brachte es bis zum Springreiten. Ein Pferdejunge, der sich später als schwul outen sollte. Was für ein Klischee. Besser ist nur diese Lebensbeichte einer Kollegin: „Erst hatte ich ein Pferd und dann einen besten schwulen Freund.“ Sie durfte natürlich problemlos Wendy lesen. MARTIN REICHERT

Bis nach Westafrika

Meine erste Wendy bekam ich 1987 und war fasziniert von den tollen Extras wie Hufauskratzern, Mähnenkämmen und von den Comics mit Wendy und ihren Pferden Penny und Miss Dixie. Letzteres war eine Revolution im Deutschland der 90er: ein Westernpferd. In Reitvereinen rümpfte man die Nase über die US-Importe. Dann wurde ich älter. Geblieben ist das Interesse an Pferden. Als ich vor sechs Jahren nach Westafrika zog, kaufte ich mir in Benin als Erstes wieder ein Pferd – noch bevor ich ein Auto und eine Aufenthaltsgenehmigung hatte. Meine Freunde lächelten: „Sie bleibt einfach Wendy.“ Mittlerweile stehe ich in Cotonou und Abuja auch als Trainerin auf dem Reitplatz.KATRIN GÄNSLER

Bildschön

Früher konnten PferdebesitzerInnen ein Foto an die Wendyschicken – und die hat dann, wenn das Tier besonders schön war, das Foto auf ein Poster oder eine Postkarte gedruckt. Irgendwann schlug ich die neue Wendy auf und entdeckte ein Poster von einem Pferd, das einem Mädchen gehörte, auf dem Hof, auf dem ich geritten bin. Ein brauner Wallach, schwarze Mähne, anmutiger Galopp. Was für ein Bild! Ich war stolz wie Bolle, dieses Pferd zu kennen. Aber eigentlich auch ganz schön neidisch.

ANNE FROMM

Mein Stereotyp

Seit mein Sohn (fast 4) mitbekommen hat, dass Prinzessin Elsa was für Mädchen ist, will er lieber ein „Star Wars“-Puzzle zum Geburtstag. Schade. Wie geht es weiter? Wird er irgendwann seine rosa Lieblingsstrumpfhose zum Teufel hauen? Die sprechende Puppe verbannen? Nicht mehr jeden Samstag zum Pferdchenreiten wollen? Wendymit seinen Stereotypen wird ihn kaum bei der Stange halten. Aber es gibt ja noch Yakari, den Siouxjungen, der auf seinem Mustang Kleiner Donner über die Steppe prescht.SUNNY RIEDEL

Im Osten ohne

Als ich ungefähr sechs war, wollte ich immer ein Pferd haben, so wie viele Mädchen. Es sollte auf dem Balkon stehen, ich hätte es jeden Tag mit Gras von der Wiese vorm Neubau gefüttert. So ein Magazin wie Wendy hatte ich damals im Osten leider nicht. Aber ich bekam Reitunterricht. Jeden ­Montag fuhr ich auf einen Reiterhof nach Hoppegarten. Die Pferde waren groß, die Reitlehrerin hatte eine ­Kodderschnauze. Und ich? Hatte nur noch Schiss und fand, dass Reiten die blödeste Idee war, die ich als Kind je hatte.

Simone Schmollack

Erste letzte Liebe

Ich kann nicht reiten. Mit mir gehen immer die Pferde durch. Warum ausgerechnet mich vor langer Zeit der publizistische Ruf ereilte, einen Fotoroman für die Wendy zu stemmen, weiß ich nicht. Es ging darin eigentlich um alles (erste und letzte Liebe, Verrat, Taschengeld und Postboten) und fand in Hövelhof statt. Die beschauliche Sennegemeinde in Ostwestfalen-Lippe und besonders das „Shooting“ vor Ort hatten es in sich – nichts klappte so, wie ich es ins Drehbuch geschrieben hatte. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Happy Birthday, Wendy! Harriet Wolff