MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Gospel mit Freejazz und Buttersauce“. Klingt opulent. Und so ist die Sache wohl auch gedacht. Wenn am Donnerstag Max Andrzejewski’s Hütte and the Homegrown Organic Gospel Choir im Jazzkeller 69 im Aufsturz-Klub aufspielen, wird es wuchtig. Allein zwölf Sängerinnen und Sänger zählt der zugehörige Chor inzwischen, die erlesene Besetzung von Hütte besteht ihrerseits aus dem Saxofonisten Johannes Schleiermacher, dem Gitarristen Tobias Hoffmann, Andreas Lang am Bass und dem namengebenden Max Andrzejewski am Schlagzeug. Vokaljazz der anderen Art eben (Oranienburger Str. 67, 20 Uhr).

Italienische Musik der etwas anderen Art gibt es beim Festival Ongapalooza des Labels Boring Machines zu gewärtigen. Seit zehn Jahren schon versorgt dessen Chef Onga vom beschaulichen Treviso aus die Welt mit Italian Occult Psychedelia und allerlei Tonkunst im Zeichen von Wut und Unbehagen. Aus diesem schönen Anlass beherbergt das WestGermany am Freitag und Samstag so unterschiedliche Musiker wie den Klangforscher Claudio Rocchetti, den Drone-Noise-Musiker MaiMaiMai oder Jealous Party, das Projekt von Mat Pogo und Roberta WJM Andreucci, die „metamorphische“ Samples von befreundeten Musikern zu eigenen Collagen zusammensetzen. Meditatives garantiert ohne Wohlfühlkitsch, wenn man so will, dafür Lärm zum Meditieren im ursprünglichen Wortsinn von „Nachdenken“ (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Meditativ im handelsüblichen Sinn ist auf jeden Fall die Musik der US-amerikanischen Pastorentochter Julianna Barwick. Bestand ihr Schaffen zunächst aus nichts weiter als ihrem geloopten und kunstvoll geschichteten Gesang, sind in der Zwischenzeit ein paar elektronische Klänge nichtmenschlichen Ursprungs hinzugekommen. Die reduzierte Innigkeit ihrer Musik, die an Ambient denken lässt, ist aber geblieben. Im Programm des Torstraßenfestivals kann man sie am Samstag im Grünen Salon hören (Rosa-Luxemburg-Platz, 19 Uhr, Tageskarte VVK: 16 € / AK: 20 €).

Am Montag gibt es dann die Gelegenheit, das Marginal Consort aus Japan in der St.-Elisabeth-Kirche bei seiner Deutschlandpremiere zu erleben. Die Musiker dieses Avantgarde-Improvisationskollektivs sind allesamt Schüler des Fluxus-Komponisten Takehisa Kosugi. In Berlin erwartet werden Kazuo Imai, Tomonao Koshikawa, Kei Shii und Masami Tada. Seit 1997 spielt die Formation jeweils ein Konzert im Jahr. Zuvor hatten sie 1976 unter dem Namen East Bionic Symphonia gerade mal ein Album mit mäandernden ­Drones aufgenommen. Ihre dreistündige Freiform-Darbietung kann daher allemal als Rarität gelten (Invalidenstr. 3 19 Uhr, 17,60 / 9,90 €).