THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Doch, Berlin hat noch verwunschene Orte. Das Schöneberger Südgelände gehört dazu: Hier verlief einst die Trasse der Anhalter und der Dresdener Bahn, gab es ein gigantisches Rangiergelände. Durch die Zerstörung des Anhalter Bahnhofs im Zweiten Weltkrieg und die Teilung Berlins waren die Gleise und Rangieranlagen obsolet geworden. Das Gelände fiel in einen Dornröschenschlaf. Die Natur holte sich zurück, was ihr die Industrialisierung weggenommen hatte. Dabei half auch, dass das in Westberlin gelegene Gelände der Reichsbahn gehörte, die nach 1945 unter DDR-Regie stand. So wuchsen Bäume zwischen Gleisen und auf Hallendächern, überwucherte Grün eiserne Rangieranlagen. Seltene Pflanzen breiteten sich aus, deren Samen einst aus aller Welt mit den Zügen hierher gekommen waren. Nach 1993 wurde das Gelände dann in einen Park verwandelt, wo man nun zwischen begrünten Trümmern, verfallenen Hallen und komischen Kunstwerken zeitverloren spazieren gehen kann. Manchmal wird hier auch Theater gespielt. So zieht in diesem Sommer wieder eine Produktion der Shakespeare Company in den Natur-Park Schöneberger Südgelände: „Der Kaufmann von Venedig“ läutet die Spielzeit dieser Sommerbühne ein (Shakespeare Company: „Der Kaufmann von Venedig“, ab 7. 6., 20 Uhr. Alle Infos: www.shakespeare-company.de).

Auch im Monbijou-Theater gegenüber der Museumsinsel geht die Sommersaison los. Ebenfalls mit Shakespeare, was nicht nur mit dessen erwiesenen Volkstheater-Qualitäten, sondern auch mit der 400. Wiederkehr des Todestages dieses tollsten aller Theaterdichter zusammenhängt. Gespielt wird „Die fröhlichen Weiber von Windsor“, und zwar mit englischen Untertiteln, damit auch nichtdeutschsprachige Besucher*innen folgen können. Obwohl die recht extemporierte Körpersprache des Ensembles hier stets schon viel sprachübergreifende Vermittlungsarbeit leistet (Monbijou-Theater: „Die lustigen Weiber von Windsor“, ab 8. 6., 19 Uhr. Alle Infos: www.monbijou-theater.de).

Englischsprachiges Theater wird in Berlin vor allem im English Theatre gespielt. Noch bis zum 5. 6. läuft dort das Festival „The 2016 Expat Expo“, das Arbeiten von nach Berlin gezogenen darstellenden Künstlerinnen und Künstlern zeigt. Am 2. 6. steht die Performance der amerikanischen Berlinerin Alissa Rubinstein „The 614th Commandment“ auf dem Programm: eine absurde dokumentarische Montage zur Frage jüdischer Identität im Deutschland des 21. Jahrhunderts (English Theatre: „The 2016 Expat Expo“ (2016 Expo der Expatriierten). Alle Infos: www.etberlin.de).