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Übergriffe beim Karneval der KulturenWarum regt sich keiner auf?

Die Übergriffe auf Frauen beim Karneval sind am Montag Thema im Innenausschuss. Für die Grünen sind sie eine neue Form der Gewalt gegen Frauen.

Nicht nur freudig war der Karneval dieses Jahr Foto: dpa

Zehntausende waren am Pfingstwochenende beim Karneval der Kulturen unterwegs. Die allermeisten feierten friedlich. Dass es in dem Gedränge auch Szenen gab, die an die Ergebnisse in der Silvesternacht in Köln erinnern, ist in der Berichterstattung fast untergegangen. Der Polizei liegen sieben Anzeigen vor, wonach Frauen von Männern umzingelt und im Intimbereich begrapscht wurden.

Das perfide Spiel, das unter anderem von Demonstrationen in Kairo bekannt ist und im arabischen Raum den Namen „taharrush gamea (gemeinschaftliche sexuelle Belästigung) trägt, hat nun offenbar Berlin erreicht. Aber anders als nach Köln regt sich kaum jemand darüber auf. „Jeder Fall ist einer zu viel“, sagt der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Hakan Taş auf Nachfrage.

Bevor er sich ein Urteil anmaße, gelte es aber, den Ausgang der Ermittlungen abzuwarten. Von einer neuen Qualität wollte Taş nicht sprechen: Er gehe davon aus, dass es ähnliche Fälle in Berlin schon früher gegeben habe, die Opfer aber nach Köln eher bereit seien, Anzeige zu erstatten. Die Vorfälle seien dennoch nicht mit Köln vergleichbar, weil es dort mehr als 1.000 Anzeigen gegeben habe.

Eine Ohnmachtsituation

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, wertet die Vorkommnisse dagegen als neue Form der Gewalt. Die Frauen seien durch die Umzingelung in eine Ohnmachtsituation gebracht worden. Wohin das führen könne, zeigten die Vergewaltigungen in Kairo.

Das sei etwas anderes, als wenn ein Besoffener einer Frau im Gedränge unter den Rock fasse. Dass die öffentliche Empörung ausbleibt, erklärt Lux damit, dass die Übergriffe in Köln eine ganze Nacht dauerten, die Polizei kapituliert habe und schwieg. Ein weiterer Grund sei, dass es keine Videobilder von den Berliner Vorfällen gebe. Am Montag will sich der Innenausschuss mit den Fällen beschäftigen.

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48 Kommentare

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  • was ich mir immer wieder auffällt:

    die (gedankliche) verbindung zum tahrir-platz wird schnell hergestellt, aber eine (praktische) konsequenz wie harrassmap http://harassmap.org/en/

    wird nicht gezogen.

    dabei wäre das: die erstellung und laufende fortführung einer landkarte der täglich-alltäglichen wie nicht so ganz alltäglichen sexuellen belästigungen etwas, was so richtig aufregend wäre.

    ich habe den eindruck, die ägypterinnen sind da weiter als eines der mutterländer der frauenbewegung.

  • Das ist ja unfassbar, daß diese Sexattacken auf Frauen im öffentlichen Raum hier im Taz-Forum immer noch verharmlost und schlicht wegratonalisiert werden.

     

    Ein Ansgar Reb meint sogar "Warum soll man das so hoch spielen? Das nützt doch nur den rechten Agitatoren."

     

    Genau, Frauen, haltet gefälligst die Klappe, wenn ihr vergewaltigt werdet. Wenn ihr schreit und euer gutes Recht fordert, nutzt das den Rechten. Darum bitte schön brav sein, Maul halten und husch, husch ins Körbchen mit euch! Opfert euch für die "gute Sache", das ist schließlich eure Pflicht!

     

    Was ist mir schlecht. Da lese ich doch lieber Alice Schwarzer, die nennt wenigstens die Sache beim Namen. Mir berichten inzwischen immer mehr Frauen ganz unverhohlen, daß sie sich zu ihrem eigenen Schutz bei USA-Besuchen mit Waffen eingedeckt hätten (die man dort z.B. bei einer Kontoeröffnung geschenkt bekommt).

    Na Klasse, der Wilde Westen läßt grüßen!

    • @scaspener:

      gut gebrüllt....

      wie war das im Kieler Sophienhof? http://www.sueddeutsche.de/panorama/sophienhof-kiel-polizei-revidiert-angaben-zu-belaestigung-durch-migranten-1.2938261

      die taz glänzte dazu mit einem mehr als peinlichen kommentar http://www.taz.de/!5278881/

       

      ps: ich bin schon seit jahren dafür, frauen in Afghanistan mit knarren auszustatten, auf dass sie sich nicht nur taliban, sondern auch amerikan und andere befreieran wirkungsvoll von der wäsche +dem leib halten können - und zwar ohne dass sie vorher bei einer bank ein konto eröffnen müssen.

      • @christine rölke-sommer:

        Warum nur in Afghanistan? Für Frauen sollten die Waffengesetze in Dtschld. gelockert werden, weil es schlichtweg nötig ist.

        • @scaspener:

          bei der verteilung von waffen - ohne waffenschein+ vorherige kontoeröffnung - sind erst mal die dran, die durch enduring freedom+shock and awe und andere wohlklingende operationen *befreit* wurden wie auch die, welche auf der flucht waffen zum eigenen wie ihrer kinder schutz brauchen. also frauen aus all den ländern, die *wir* schon zu sicheren herkunftsländern erklärt haben/gern erklären würden. mit anderen worten: vor frau 'schland ist frau Maghreb und frau Balkan dran, und all die anderen, die *wir* durch *unsere* visa-politik auf die balkanroute und das mare nostrum gezwungen haben.

          wozu übrigens auch die ägypterinnen gehören - denn dass auch nur einer ägypterin ein visum erteilt würde, auf dass sie in 'schland asyl wegen taharrush gamea asyl beantragen könnte, das steht ja wohl nicht zu erwarten. oder?

           

          im übrigen: welche das geld für den kurztrip nach usa nicht hat - auf dem schwarzmarkt gibt's handliches auch für kleines geld.

          • @christine rölke-sommer:

            Das ist doch völlig egal, wer "zuerst" dran ist. Darüber haben wir hier doch nicht zu entscheiden. Jede eben, die sich das nicht bieten lassen will. Da frau ja nun nicht bei der Polizei rumjammern will, wenn´s schon zu spät ist, kann auch der Schwarzmarkt eine Alternative sein.

            • @scaspener:

              nu, vielleicht fragen Ihre frauen doch noch mal bei ihren schwestern anderswo nach, wie die das händeln - bevor sie noch in Plötzensee landen.

              • @christine rölke-sommer:

                Und wenn schon. Einige Tage Plötzensee sind besser als lebenslänglich traumatisiert. Wäre also im schlimmsten Fall und bei Kosten-Nutzen-Erwägungen immer noch das wesentlich kleinere Übel.

                 

                Ich glaub aber, es käme gar nicht zu Plötzensee, weil es unter Selbstverteidigung fällt. Selbst nach dem Gesetz ist die Verteidigung von Leib und Leben höherwertiger anzusetzen als das des Angreifers. Der Angreifer nimmt billigend sein eigenes Ableben in Kauf, da der/die Angegriffene die zur erfolgreichen Abwehr erforderlichen Mittel ergreifen darf. Selbst dann, wenn sich später herausstellt, daß er dieses Mittel (z.B. Waffe) gar nicht haben durfte.

  • aus dem link ließe sich lernen, dass in pharao-land (dem gesamten arabischen raum) wie in 'schland die diskussionen um diesselben fragen mäandern

    und dass die alltagskulturen einander verdammt ähnlich sind.

    schlechte voraussetzungen, finde ich, um diesen arabischen raum zum anderen zu erklären - was aber einige gern täten (ein beispiel http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gastbeitrag-von-samuel-schirmbeck-zum-muslimischen-frauenbild-14007010.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 )

     

    im übrigen: beißen Sie sich nicht zu sehr dran fest, dass ich *islam* hinschrieb. ich hätte auch *die kleinen grünen männchen* schreiben können - kennen Sie die? https://www.youtube.com/watch?v=N6pGWyY6JDQ

     

    und ob die technik eine importierte ist?

    ich fürchte: nein.

    • @christine rölke-sommer:

      Ja, das ist des Deutschen große Angst. Auf dem Gebiet der Volksreproduktion reagiert er hochsensibel.

    • @christine rölke-sommer:

      ups! antwort auf marzipan, gestern 20:29 und 20:53

      • @christine rölke-sommer:

        "aus dem link ließe sich lernen, dass in pharao-land (dem gesamten arabischen raum) wie in 'schland die diskussionen um diesselben fragen mäandern"

         

        Ach so, ok.

        Dass es solche Diskussionen gibt, hatte ich eigentlich vorausgesetzt - vermutete aber bisher, dass es sich um eine Diskussion in der dünnen Schicht der "gebildeten Stände" handelt.

         

        Die Frage ist ja, wer + wieviele + wo + wie breit diskutiert wird. Das konnte ich dem verlinkten Dokument auf die Schnelle gestern nicht entnehmen.

         

        Eine andere Frage ist die des Imports.

        Sie bezweifeln, dass es sich um einen handelt.

        Allerdings habe ich vor den Ereignissen in Köln noch nie gehört, dass es so etwas hierzulande gegeben hätte (also massenhafte gemeinschaftliche Übergriffe an neutralen öffentlichen Orten). Das kann natürlich ein Vorteil provinzieller Abgeschiedenheit sein.

         

        Warum meinen Sie, dass es diese "Übergriffstechnik" auch hier schon früher gab - und seit wann etwa? Kennen Sie Beispiele?

        • @Marzipan:

          Ach so, die kleinen grünen Männchen. Nein, die kannte ich noch nicht - aber jetzt schon :-)

          • @Marzipan:

            Also nun nochmal von vorn:

            Sie sind der Ansicht, dass es im Grunde zwischen den kleinen grünen Männchen, den Muslimen, Hindus etc. pp. und den Biodeutschen gar keine Unterschiede im Denken, Bewerten und Verhalten gibt.

            Und Ihr Ärger rührt daher, dass Lux, Plarre, Gran ol' Schachtel und viele andere es nicht so sehen.

            Richtig?

            • @Marzipan:

              nicht ganz.

              mein ärger rührt daher, dass hier wer unbedingt nicht nur sein Köln, sondern auch noch seinen Tahrirplatz haben will.

              dabei wissen *wir* noch garnicht, was Köln war - außer einem riesengewuhle, das auf der einen seite des bahnhofs zu rund 1200 anzeigen führte, und auf der anderen seite des bahnhofs dazu, dass (so schrieb eine frau) männer dafür sorgten, dass frauen noch platz um sich rum hatten.

              von den rund 1200 anzeigen erfolgte die eine hälfte wegen sexueller nötigung pp, die andere wegen eigentumsdelikt. wer of all three+x sexes was angezeigt hat, wissen wir noch garnicht ... da kommt viel arbeit auf die forschung zu...

              weshalb *wir* uns vor mono-kausalen erklärungen hüten sollten. wie auch davor, zu glauben, bei jungs sei antanzen trickdiebstahl und bei mädels was sexuelles mit nebenbei gediebter sache.

              bislang erklären wir Köln nämlich nach *unserer geschlechter-un-ordnung*. wobei wir allerdings die unsrige zu der der fremden erklären.

               

              ich werd mal versuchen zu verdeutlichen, wie ich das meine...

              • @christine rölke-sommer:

                Im Einzelnen glaube ich einiges zu verstehen, aber mir fehlt der große Zusammenhang. Deshalb gehe ich mal kleinschrittig vor.

                (Um den Bezug herzustellen, aber nicht zu lang zu werden, zitiere ich z. T. stark verkürzt.)

                 

                1. "mein ärger rührt daher, dass hier wer unbedingt nicht nur sein Köln, sondern auch noch seinen Tahrirplatz haben will."

                 

                Ist damit gemeint:

                a) Lux & Co. wollen die Brutalität der Silvester-Übergriffe übertreiben.

                b) Lux & Co. wollen aus trickreichen Taschendiebstählen im Fall weiblicher Opfer rein sexuelle Straftaten machen (das stünde allerdings im Widerspruch zu Ihrem Kommentar von Freitag 18.20)

                c) ...

                 

                Meine Frage wäre in jedem Fall:

                Warum sollten Lux & Co. das wollen?

                Oder aber meinen Sie, dass die das unbewusst tun, aus ihrem unzulänglichen mitteleuropäischen Verständnis des Verhaltens von Nordafrikanern heraus?

                 

                2. "dabei wissen *wir* noch garnicht, was Köln war ... wer of all three+x sexes was angezeigt hat, wissen wir noch garnicht ... "

                 

                "Wir" wissen aber doch, dass es eine Reihe von Sexual- und/oder Eigentumsdelikten gab - wie unklar auch immer die Gesamtlage ist (das vereinnahmende "Wir" mag ich aber prinzipiell nicht).

                • @Marzipan:

                  3. "weshalb *wir* uns vor mono-kausalen erklärungen hüten sollten. wie auch davor, zu glauben, bei jungs sei antanzen trickdiebstahl und bei mädels was sexuelles mit nebenbei gediebter sache."

                   

                  Ich sehe gar keine Erklärungen.

                  Ob Antanzen auch bei Jungs eine sexuelle Komponente hat, oder ob bei beiden Geschlechtern der Diebstahl einfach durch die Abwehr der körperlichen Zudringlichkeit erleichtert wird, und ob die antanzenden Herren die sexuelle Komponente oder den Diebstahl als Mitnahmeeffekt am Rande werten - für das Erleben der Opfer dürfte das zweitrangig sein. Strafrechtlich möglicherweise nicht, aber strafrechtlich wird es ja ohnehin in den wenigsten Fällen Konsequenzen geben.

                   

                  4. "bislang erklären wir Köln nämlich nach *unserer geschlechter-un-ordnung*. wobei wir allerdings die unsrige zu der der fremden erklären."

                   

                  Trotz Ihrer anschließenden Deutungshilfe verstehe ich nicht wirklich, was Sie damit ausdrücken wollen.

                  Die Jerusalem-Geschichte würde ich auf den bekannten Nenner bringen: "When in Rome, do as the Romans do." Der alte Mann erwartete, dass Sie und Ihr Freund sich an die im dortigen Umfeld geltenden Vorstellungen von haram hielten, und einsichtig taten Sie das.

                   

                  "Unsere Geschlechter-Un-Ordnung" (heißt? Schamlose öffentliche homo-/heterosexuelle Freizügigkeit, jedenfalls nach nordafrikanischen Maßstäben?)

                  zu der der Fremden erklären (heißt? Sie in Köln tolerieren zu müssen, auch wenn man als Nordafrikaner darüber empört ist?)

                  - ist das nicht der Jerusalemer Fall auf Kölsch?

                  • @Marzipan:

                    ich sehe bislang auch keine erklärungen - vom ansatz in der diskussion bei Gunda-Werner mal abgesehen - dafür aber viel glauben.

                     

                    zurück nach Jerusalem... nein, wir taten nicht immer so, wie die römer tun.

                    allerdings hingen sich zum besuch auf dem haram as-sharif unsere jungs fast ohne zu maulen die ausgehändigten blauen tücher um die nackten knie... und die mädels ebensolche tücher um die nackten schultern... was letztlich bedeckter vatikan-besuch auch für jungs war...

                     

                    das mit den geschlechter-un-ordnungen ist verzwickt. sie unterscheiden sich, haben aber auch viele gemeinsamkeiten. das auseinanderzuhalten ist schwierig. weshalb es noch schwieriger ist, zuweilen, zu merken, wenn die eine der anderen untergeschoben wird. wenn also z.b. dem *frauenbild im islam* die erbsünde unterlegt wird. das muß dann im einzelfall wieder auseinandergefummelt werden.

                    auch deshalb schrieb ich: da steht noch viel forschungsarbeit an.

                     

                    für die polizei(auch justiz)arbeit gilt es z.b., deren (*unser*) männerbild unter die lupe zu nehmen. für das wohl gilt: männer sind prinzipiell (sexuell) unberührbar - weshalb sexualisierte gewalt in trick oder flegelei umgedeutet wird.

                     

                    und das mit der freizügigkeit und den maßstäben? viele meiner mandanten aus der region naher+mittlerer osten laufen gern mal hand-in-hand über die wiese. als coming-out möchten sie das jedoch nicht verstanden wissen. und ich werde nicht in sie dringen, um zu erfahren, wie+wo sie sich sonst noch anfassen.

              • @christine rölke-sommer:

                vor vielen jahren stand ich mit meinem freund in der altstadt von Jerusalem vor einem verkaufsstand.. plötzlich spürte ich einen klaps auf meiner schulter... drehte mich um und stellte fest: der kam von einem alten mann. nur: der klaps galt nicht mir, sondern der hand meines freundes, die auf meiner schulter gelegen hatte. er nahm die hand von meiner schulter und der mann war's zufrieden.

                damit sind wir auch wieder bei halal/haram.... es ist nicht verboten, der frau die hand auf die schulter zu legen... auf dem markt aber schon... außer, der mann muß sich aus gesundheitlichen gründen auf die frau stützen...

                ich jedenfalls fühlte mich durch den klaps nicht verletzt oder herabgesetzt. sondern dachte mit: ok, es gibt privat und es gibt öffentlich. und es gibt viele bedeutungen von männerhand-auf-frauenschulter. und was auf dem markt in Ffm vielleicht eine besitzanzeige wäre, ist in der altstadt von Jerusalem eine intimität, die nicht auf den markt gehört.

                 

                wenn Sie jetzt noch mal in den link gucken, dann werden Sie finden: es gibt nicht nur taharrush- es gibt eine ganze palette von dingen, die mann an frau nicht tun sollte. und es gibt, wie bei *uns* auch eine weitere palette von erklärungen, warum es doch getan wird - die reichen von ungeschickter flirtversuch über flegeljahre+schlampe bis zu sexualisierter gewalt als waffe.

                und unsere wahrnehmung/erklärung, was es denn nun sei, ist eine mischung aus unserer geschlechter-unordnung und dem, was wir über die der *anderen* wissen bzw. nicht-wissen und dem kontext, dem eigenen wie dem der *anderen*.

                • @christine rölke-sommer:

                  5. "es gibt nicht nur taharrush- es gibt eine ganze palette von dingen, die mann an frau nicht tun sollte. und es gibt ... und dem kontext, dem eigenen wie dem der *anderen*.

                   

                  Diese Passage liest sich für mich, stark verkürzt formuliert, wie:

                  Köln u. a. ist eine Mischung aus *unseren* Vorurteilen, unterschiedichen Verhaltensnormen und interkulturellem Missverständnis.

                  Meinen Sie es so?

                   

                  Wenn es so wäre, was würde das ändern?

                  Läge darin quasi eine Aufforderung, einfach abzuwarten, bis beide Seiten sich soweit aufeinander eingestellt haben, dass sie einander besser einschätzen können - und bis dahin eben solche "Reibungsverluste" einzukalkulieren?

                  • @Marzipan:

                    ja, ich meine es etwa so.

                     

                    und nein: es geht nicht um abwarten, bis dass es sich alles zurechtgeruckelt hat. es geht (auch) darum, sich den mühen zu unterziehen, sich sich gegenseitig zu erklären.

                • @christine rölke-sommer:

                  als vorläufig letztes:

                  ärger macht mir auch so was wie von Henkel „Dieses erniedrigende und frauenverachtende Vorgehen ist ebenso abstoßend wie kriminell.“ http://taz.de/Karneval-der-Kulturen-in-Berlin/!5305715/

                  ist für den der karneval der kulturen ne peep-show mit exzessen?

                  und glaubt eigentlich irgendwer, für einen mann sei es nicht erniedrigend usw, wenn ihm da plötzlich wer das knie zwischen die beine schiebt, auf dass ihm wer anders ganz sanft das portemonnaie aus der hosentasche ziehen kann?

                  da stellt sich für mich die frage, mit wessen frauenbild wir es hier zu tun haben.

                   

                  schließlich: die geschichte des taschendiebstahls ist lang und damit die *tricks*, mit denen gearbeitet wurde, entsprechend vielfältig.

                  und: es kann kein zufall sein, dass es bei bestimmten taten, werden sie gemeinschaftlich begangen, nicht rabatt sondern zuschlag gibt. ich glaube nicht, dass der gesetzgeber das so eingerichtet hat, weil er dachte, es könnten vielleicht mal ein paar nordafrikaner oder so vorbeikommen.

                  deshalb wäre ich mit neu+impotiert vorsichtig.

                  • @christine rölke-sommer:

                    6. "ärger macht mir auch so was wie von Henkel 'Dieses erniedrigende und frauenverachtende Vorgehen ist ebenso abstoßend wie kriminell.' ... glaubt eigentlich irgendwer, für einen mann sei es nicht erniedrigend usw, ... da stellt sich für mich die frage, mit wessen frauenbild wir es hier zu tun haben."

                     

                    Ärgert Sie, dass Henkel von "frauenverachtend" und nicht von "menschenverachtend" spricht? Warum? Weil damit männliche Opfer nicht ausreichend gewürdigt werden?

                     

                    7. "es kann kein zufall sein, dass es ... deshalb wäre ich mit neu+impotiert vorsichtig.

                     

                    Natürlich waren die Delikte in der Silvesternacht nicht die ersten Fälle gemeinschaftlicher sexueller Nötigung in Deutschland.

                    Importiert und (relativ) neu ist aber nach meinen Informationen diese spezifische Vorgehensweise des Einkesselns im öffentlichen Raum zwecks gemeinschaftlicher Übergriffe, und zwar da, wo er besonders öffentlich ist.

                    Das dürfte viele mehr erschreckt haben als die eigentlichen Delikte.

                    Kennen Sie denn ältere Fälle dieser Art?

                    • @Marzipan:

                      ich sag mal zweierlei:

                      wie oft es vor Köln schon fälle von einkesseln im öffentlichen raum gegeben hat, wissen *wir* schlicht+ergreifend nicht.

                      es könnte jedoch sein, dass diese aus der amnesie wieder auftauchen, wenn mehr an öffentlicher aufarbeitung geschieht als die olle Alice mit ihrem pamphlet abgeliefert hat.

                       

                      ob ich ältere fälle dieser art kenne?

                      ja, meinen eigenen. obwohl mir bestimmt gesagt werden wird, dass dieser vorfall auf der dorfstraße in mittelhessen vor 57 jahren mit Köln pp *üüüberhaupt nicht vergleichbar* ist.... mir ist das egal. denn manchmal merke ich, dass der mir doch bis heute mehr unter die haut gegangen ist als so manches andere.

                  • @christine rölke-sommer:

                    Guten Abend,

                    vielen Dank für die Zeit und die Geduld, mit der Sie auf meine Fragen geantwortet haben. Umgekehrt schaffe ich es heute leider nicht mehr zu antworten und komme auch nicht vor morgen spät am Abend dazu - falls Sie dann nochmals hineinschauen mögen.

                    • @Marzipan:

                      ich guck gern noch mal rein.

  • Warum soll man das so hoch spielen? Das nützt doch nur den rechten Agitatoren.

  • "ertet die Vorkommnisse dagegen als neue Form der Gewalt"

     

    neu sicherlich nicht -

    aber es scheint ja einen Trend zu geben das männliche "triebunausgelastete Männer die "Gruppen-Attacke" nutzen Frauen zu begrapschen oder zu vergewaltigen.

     

    Es sind feige und hinterhältige Männer die so handeln.

  • Absolut richtig. Frau muss sich aufregen. Es ist ein hohes Gut zu jeder Zeit alleine überall hin gehen zu können. Das geht in Berlin gerade flöten und von daher muss man darüber reden . Wer es nicht glaubt kann ja gerne mal als Frau verkleidet zwischen Kotti und Revaler abends einen Spaziergang machen. Das rate ich übrigens auch den Herren, die hier kommentiert haben und das Problem nicht sehen.

  • Seit wann findet der Karneval eigentlich im Frühsommer statt?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Zu Karneval wurde der Karneval vielerorts abgesagt, aus Angst vor Anschlägen.

      (In der Februarkälte wären vielleicht weniger Grapscher unterwegs gewesen.)

      • @571 (Profil gelöscht):

        Hysterie halt.

  • oh, ich reg mich grade auf!

    und zwar über den Lux , der unbedingt eine "neue Form der Gewalt" ausmachen und damit andern leutz in die köpfe einhämmern will:

    mit vibrationshintergrund ist es der islam - mit ohne-vibrationshintergrund ist es die psyche, der alkohol oder ein sonstiges individuelles unglück.

    aber: wenn die taz aufregung haben will, dann kann sie ja die gran' ol' schachtel aus köln einladen...

    wenn nicht, liest die redaktion vielleicht erst mal http://harassmap.org/en/wp-content/uploads/2013/03/Reconceptualizing-Sexual-Harassment-in-Egypt.pdf

    • @christine rölke-sommer:

      Soweit ich sehe, hat doch niemand - weder Taş noch Lux noch Plarre - "den Islam" überhaupt in einen Zusammenhang mit den Übergriffen gebracht.

       

      "Neue Form von Gewalt" ist bei Lux nicht auf Islam gemünzt, sondern bezieht sich auf die hier bisher in dieser Form wohl unübliche Prozedur der Ausübung.

       

      Auch Ihr Link trägt nicht zu meinem tieferen Verständnis bei (habe aber nur Abstract und Conclusion überflogen).

       

      Was also regt Sie auf?

      (... frage ich als interessierte provinzielle Pappnase ohne provozierende Absicht.)

      • @Marzipan:

        mit "taharrush gamea" sind wir doch mitten drin im vibrationshintergrund islam.

        und deshalb auch mein link auf die rezeption der diskussionen im "arabischen Raum" durch ägyptische frauenorganisationen

         

        ansonsten sachichmaso: neu in Köln war, dass die polizei nicht weiter das tun konnte, was sie bislang tat, nämlich frauen und schwulen ausreden, dass da nicht nur ein angriff auf ihr eigentum an einer sache, sondern auch ein angriff auf ihr sexuelles selbstbestimmungsrecht stattgefunden hatte.

        so jedenfalls das, was mir nach https://www.youtube.com/watch?v=Sa8XE8tfuDY und einem anderen video, das ich grad nicht wiederfinde, durch den kopf geht.

        • @christine rölke-sommer:

          "mit "taharrush gamea" sind wir doch mitten drin im vibrationshintergrund islam."

           

          Meines Wissens gibt es das Phänomen z. B. auch in Indien und dort auch bei Hindus. Einen spezifischen Islam-Bezug hab ich darin so eindeutig nicht gesehen, eher einen allgemeinen im Sinne von Alltagskultur - falls das denn ein geeigneter Begriff ist. Und Ihren "Vibrationshintergrund", den ich zunächst als schlichte Verballhornung von "Migrationshintergrund" verstand, deute ich inzwischen auch eher in diesem Sinne.

           

          Den Link hab ich in erster Linie als Untersuchung über die geänderte Bedeutung von "taharrush gamea" seit den Mobs im Umfeld des Tahrir-Platzes verstanden: ein Wandel seitdem Richtung verstärkter sexueller Gewalt.

           

          Ich hab jetzt nicht die Zeit, nochmal genauer nachzulesen - könnten Sie mich vielleicht mit ein, zwei Sätzen auf den Punkt bringen, um den es Ihnen darin geht?

           

          Sehe ich den Grund Ihres Ärgers denn nun richtig darin, dass es sich anscheinend gar nicht um neue Formen der Übergriffigkeit handelt, sondern um jahrelang praktizierte, der die Polizei vorher aus Bequemlichkeit keine Aufmerksamkeit widmete?

           

          Aber nein, wenn ich mir den ersten Kommentar ansehe, dann missfällt Ihnen offenbar die Zuordnung dieser Übergriffe zur "islamischen Welt" im Vergleich zu sexuellen Übergriffen biodeutscher Provenienz und deren Einordnung als individuelles Fehlverhalten.

           

          Aber war denn die spezifische "Technik" in Deutschland nicht - zumindest bis vor einigen Jahren - tatsächlich unbekannt?

          • 3G
            33324 (Profil gelöscht)
            @Marzipan:

            Tut mir Leid, Frau R.-S., wenn ich Ihre Einlassungen hier so lese, dann bin ich ganz froh, dass die von Ihnen so despektierlich als "gran old schachtel" bezeichnete Alice S. immer noch im Dienste der guten Sache unterwegs ist. Vor Schwarzers Lebenswerk habe ich durchaus Respekt, auch wenn ich in einigen Punkten nicht ihrer Meinung bin. Doch was Sie hier so regelmäßig ablassen, halte ich für höchst bedenklich.

          • @Marzipan:

            Meinten Sie, die Stellungnahme von Lux (und Plarre) drückt etwa aus:

            "Muslime rotten sich zusammen und überfallen Frauen, weil sie Muslime sind - ganz anders als biodeutsche Männer, die sich nur in manchen Fällen danebenbenehmen."

            ???

             

            Hm. Die Technik scheint doch wirklich eine importierte zu sein, und ich finde, sie hat eine deutlich unangenehmere Qualität als die bisher hierzulande üblichen. Darin sehe ich aber keine eigentliche Bezugnahme auf den Islam.

  • ein unnötiger Artikel, und die Antwort auf ihre Frage in der Überschrift (zuggeriert daß etwas passiert), weil noch nichts bewiesen ist, deshalb regt sich niemand auf.., außerdem sind Berliner nicht so ängstlich u. provinzial, hier leben wenigern kleinbürgerliche Geister und daß zusammenleben ist entspannter...,

     

    schönen Gruss in die Provinz

  • "Eine neue Form von Gewalt gegen Frauen" mag zwar zutreffen, ist aber bei Würdigung diverser anderer Umstände dennoch falsch ausgedrückt. Obwohl nicht mehr ganz neu (weil es schon seit einigen Jahren besteht) ist eine besondere Form der Bandenkriminalität, nämlich spontane Gruppenbildung zum Zweck des gemeinschaftlichen Begehens von Straftaten, wobei "Gewalt gegen Frauen" nur ein Mosaikstück ist. Gleiche Muster finden wir ebenso bei Ladendiebstählen, aggressiver Bettelei, Taschendiebstahl und auch bei Einbruchsdiebstählen. Der Übergang von spontaner Bandenbildung bis zur straff organisierten Bande ist dabei eher fließend.

  • Und ich muss auch leider sagen, dass man sich ruck zuck an solche Dinge gewöhnt. Das ist jetzt die Realität und das wird auch so bleiben. Man hat keinen Bock sich ständig aufzuregen. Kommt eben eine neue Bedrohung hinzu . Müssen wir jetzt mit Leben.

     

    Der Verkauf von Taschenalarm und Pfefferspray steigt. Und die Mädels gehen nicht mehr an bestimmte Orte oder alleine nach Hause. Abstumpfung.Ist doch schade.

    • @Christiana:

      ichsachmaso: die *südländischen phänotypen* rund um den mariannenplatz passen sehr gut auf, auf *mädels* und auf mich auch.

    • @Christiana:

      Es ist keine Abstumpfung. Es ist der Verlust von Bewegungsfreiheit und Sicherheit.