Flüchtlingscamp Idomeni wird geräumt

Griechenland Spezialeinheiten stehen vor dem Lager. Die Menschen werden mit Zwang umgesiedelt

Wartestand: Tausende Flüchtlinge sind in Idomeni gestrandet Foto: ap

BERLIN taz | Immer wieder war es angekündigt worden. Nun soll am frühen Dienstagmorgen die Räumung des provisorischen Flüchtlingslagers Idomeni im Norden Griechenlands beginnen. Man habe die griechische Polizei beauftragt, das Camp mit den noch knapp 9.000 Flüchtlingen innerhalb der nächsten Woche zu räumen, so Giorgos Kyritsis, Sprecher des griechischen Krisenstabs für Flüchtlingsangelegenheiten. Die EU-Kommission hat die Räumung gutgeheißen. Es sei richtig, das „Notbehelf-Lager“ aufzulösen, erklärte ein Sprecher in Brüssel.

Schon in der Nacht zu Montag erreichten zehn Mannschaften der griechischen Bereitschaftspolizei das Lager, berichtet eine Reporterin des griechischen Staatsfernsehens ERT aus Idomeni. Weitere Polizisten aus Thessaloniki und Athen, darunter auch Spezialeinheiten der sogenannten Gruppe für Prävention und Unterdrückung von Verbrechen, OPKE), werden im Einsatz sein. Am frühen Dienstagmorgen wird die Räumung beginnen.

„Wir wollen keine Säuberungsaktion starten“, so Kyritsis. Die Evakuierung des Lagers vor der mazedonischen Grenze solle friedlich vonstatten gehen, betont er. Die Flüchtlinge sollen durch Übersetzer vor Ort überzeugt werden, sich in die organisierten Camps bringen zu lassen. Aktuell gebe es bis zu 7.000 freie Unterbringungsmöglichkeiten. Man arbeite nun mit allen Mitteln an den noch fehlenden Plätzen. Auch ausrangierte Militärkasernen sollen zum Einsatz kommen.

Tausende Flüchtlinge und Migranten harren seit Monaten in Idomeni unter menschenunwürdigen Bedingungen in einfachen Zelten aus, in der Hoffnung, doch noch über die Grenze nach Mazedonien zu gelangen. Die meisten von ihnen wollen über die Balkanroute nach Westeuropa. Doch die Route ist seit Wochen dicht.

„Wir sind froh, dass die Menschen nun in organisierte Camps gebracht werden“, sagt Stella Nanou, Sprecherin der UN-Hilfsorganisation UNHCR, der taz. Dort wären die Menschen, darunter Familien mit Kindern, besser versorgt und könnten Gesundheits- und Asyleinrichtungen schneller erreichen. In zahlreichen der 35 Flüchtlingscamps der griechischen Regierung sei die Situation auch noch nicht gut, so Nanou. Es gebe immer noch nicht ausreichend Toiletten und Duschen.

„Doch wenn man das mit dem wilden Camp in Idomeni vergleicht, sind die Umstände doch besser“, sagt sie. Die Menschen seien in den offiziellen Camps mit einer Kapazität von 1.000 bis 1-500 Menschen besser zu beaufsichtigen und dadurch geschützter. So berichteten griechische Medien immer wieder von Drogenhandel und Prostitution in Idomeni.

Der freiwillige Helfer Didac Guillamet arbeitet seit Monaten in Idomeni. Vor knapp zwei Monaten hat er ein Kulturzentrum ins Leben gerufen, in dem sowohl Flüchtlinge als auch freiwillige Helferinnen und Helfer Sprach- und Kunstunterricht geben. Didac steht dadurch in engem Kontakt mit zahlreichen Flüchtlingen und Migranten. „Die Entscheidung, Idomeni zu evakuieren, führt dazu, dass zahlreiche Flüchtlinge und Migranten nun doch noch ihr letztes Geld zusammenklauben und versuchen, mit Schmugglern den gefährlichen Weg über die mazedonische Grenze anzutreten“, beobachtet Guillamet.

Offen bleibt, ob die Bewohner sich gegen die Räumung zur Wehr setzen werden

Die Menschen müssten endlich schneller auf europäische Staaten verteilt werden. Der Schachzug Europas, die Menschen in offizielle, nicht gut ausgestattete Lager der Regierung umzuverlagern, sei schwach. Auch wenn die meisten Flüchtlingen genug haben, wie werden diejenigen abtransportiert, die das gar nicht möchten?

Theodora Mavropoulos