Agrarminister: Horst Seehofer

Noch vor knapp über einem halben Jahr rechnete sich Horst Seehofer zu den „Einzelgängern, Isolierten, Verstreuten und Querulanten“ der deutschen Politik. Damals saß er neben Oskar Lafontaine und stellte dessen neues Buch vor. Und gemeinsam mit Lafontaine geißelte Seehofer die „Irrlehre, dass der Sozialstaat schuld ist am wirtschaftlichen Niedergang“. Im November 2004 wurde Seehofer aus der Unionsfraktionsführung verstoßen, weil er sich beharrlich gegen Merkels „Kopfpauschale“ gestemmt hatte. Monatelang von den CDU-Granden denunziert und für leicht gestört erklärt, hatte auch Stoiber den Vize-CSU-Chef schließlich fallen lassen. Jetzt ist Kohls letzter Gesundheitsminister zurück an der Regierung – als Angela Merkels erster Agrar- und Verbraucherminister. Welche Agrarpolitik der 56-jährige Ingolstädter machen wird, ist offen – es heißt, die Ökoverbände setzten auf seine relative Unabhängigkeit von der Bauernlobby. Doch kündigte Seehofer ja gestern auch bereits an, er werde sich selbstverständlich weiter zur Gesundheitspolitik äußern. Ebenso gut hätte er sagen können: Aber selbstverständlich werde ich Frau Merkel weiter quälen. Von der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (rechte SPD) trennt ihn nicht viel. Seehofer ist der personifizierte Kabinettshinweis darauf, dass die Union sich selbst zähmt. UWI