Porträt
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Nach Auszeit zurück bei Werder: Frank Baumann (40) Foto: dpa

Der Unauffällige

Frank Baumann ist immer ein fairer Vertreter seiner Sportart gewesen. Dennoch scheint ein Paragraf eigens für den neuen Sportchef von Werder Bremen ins Fifa-Regelwerk aufgenommen worden zu sein. „Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen, wenn er zur Unterbindung oder Verhinderung eines vielversprechenden Gegenangriffs ein taktisches Foul begeht“, steht dort. Es war ein Markenzeichen des Spielers Frank Baumann, die durchs Mittelfeld auf das eigene Tor zueilenden Gegner so beiläufig und mit Unschuldsmiene zu Fall zu bringen, dass die Schiedsrichter die gelbe Karte schon mal stecken ließen. So wie er spielte, foulte er: unauffällig – aber ungemein effektiv.

Diese Formel gilt auch für sein Wirken außerhalb des Platzes. Während der jüngsten Erfolgsära, die mit dem Doublegewinn 2004 ihren Höhepunkt hatte, hielt er als Kapitän Rampensäuen wie Johan Micoud oder Diego nicht nur auf dem Platz den Rücken frei. Der gebürtige Würzburger war 1999 die erste Verpflichtung des Trainers Thomas Schaaf. Sein voriger Verein, der 1. FC Nürnberg, war da gerade aus der 1. Liga abgestiegen. Bis zu seinem Karriereende 2009 blieb Baumann Schaafs verlängerter Arm auf dem Platz und kam außerdem auf 28 Länderspiele. Seinen letzten Einsatz für Werder hatte er im erfolgreichen Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen – kurz darauf wurde er zum Ehrenspielführer ernannt.

Mit seiner klugen, moderaten Art empfahl sich der gelernte Sportfachwirt früh für eine Funktionärskarriere im Verein. Damit begann er noch im Jahr seines Ausstiegs als Assistent des damaligen Geschäftsführers Klaus Allofs. Der beförderte ihn zwei Jahre später zum Leiter der Scouting-Abteilung und schließlich zum Direktor Profifußball und Scouting – eine Funktion, die extra für ihn geschaffen wurde. Diese Tätigkeit, in der er nach dem Abgang von Allofs dessen Nachfolger Thomas Eichin unterstand, gab er Ende der letzten Saison auf eigenen Wunsch auf, um eine Auszeit zu nehmen.

Nun kehrt er als Nachfolger Eichins, der am Donnerstag entlassen wurde, zurück. Und trifft mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Marco Bode sowie den Trainern Viktor Skripnik und Torsten Frings auf ehemalige Mitspieler. Bode bestritt, dass Baumann wegen seiner Nähe zum Klub ausgewählt worden ist. Stattdessen verwies er auf dessen „Kompetenz und Persönlichkeit, Integrationskraft und Erfahrung“. Er wird sich in neuer Position allerdings nicht länger im Hintergrund halten können. Falls er mit Trainer Viktor ­Skripnik weiterarbeitet, wird die Außendarstellung fast komplett auf seinen Schultern ruhen. rlo