Schleswig-Holsteins Grüne feiern

Parlaments-ARBEIT

Keines der alten Bundesländer hielt es so lange ohne Grüne im Landtag aus wie Schleswig-Holstein. Sogar in vier ostdeutschen Ländern schaffte Bündnis 90/Die Grünen bereits 1990 den Sprung ins Parlament – wenngleich nicht dauerhaft. Nur Mecklenburg-Vorpommern verweigerte sich der Ökopartei bis ins neue Jahrtausend. In Schleswig-Holstein aber sind die Grünen seit zwei Jahrzehnten eine beständige parlamentarische Kraft: Am 22. Mai 1996 zogen sechs Abgeordnete erstmals in das Landeshaus an der Kieler Förde ein. Nächsten Mittwoch wird dort das Jubiläum gefeiert.

Und ausgerechnet die Dienstälteste wird über die Zukunft sprechen: Monika Heinold, seit vier Jahren Finanzministerin, war 1996 grüne Frau der ersten Stunde und ist seitdem ununterbrochen Abgeordnete oder Ministerin. Und ein Jungspund wird, verkehrte Welt, zurückblicken: Robert Habeck, erst seit 2009 dabei, inzwischen stellvertretender Ministerpräsident, Multi-Minister und Kandidat für die grüne Spitzenkandidatur um den Vizekanzler-Posten in der nächsten Bundesregierung.

Formal zählen die Grünen in Schleswig-Holstein, zusammen mit ihren FreundInnen in Bremen und Nordrhein-Westfalen, zu den erfolgreichsten ihrer Art. 13 ihrer 20 Jahre verbrachten sie in der Regierung, gleich auf Anhieb schafften sie zwei volle Legislaturperioden mit der SPD von Heide Simonis, bis die 2004 von einem Unbekannten politisch gemeuchelt wurde. Aktuell sind sie seit 2012 in der Regierungskoalition mit der SPD und dem dänisch-friesischen SSW. Und das soll, wird Heinold mit Bestimmtheit versprechen, nach der Landtagswahl in einem Jahr fortgesetzt werden.

Wenn auch ohne ihren Polit-Star Robert Habeck, der im Herbst „Alles oder nichts“ spielen will: Wenn er das parteiinterne Casting um die grüne Spitzenkandidatur gewinnt, wird er Minister oder Fraktionschef in Berlin. Verliert er, will er wieder als Schriftsteller in Flensburg arbeiten. smv