Schweres Gerät

MUSEEN DAHLEM Götterdämmerung in Dahlem: Vor dem Umzug ins Humboldtforum werden die Cotzumalhuapa-Stelen geknackt

Vorbereitung zum Umzug: die Cotzumalhuapa-Stelen in Restauratorenhand Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

von Rolf Lautenschläger

Noch grimmiger als sonst blickten am Dienstag die Götter der Unterwelt von den mächtigen Cotzumalhuapa-Stelen in den Bornemann-Saal, als Gerhard Kunze, Restaurator am Ethnologischen Museum in Dahlem, den Steinskulpturen mit Hammer und Säge zu Leibe rückte.

Erst trennte Kunze mit ein paar Helfern die sechs Meter hohen Reliefplatten von den Rückseiten, die 1970 zur Stabilisierung der 1,6 Tonnen schweren Stelen angebracht worden waren. Dann meißelte er die Betonteile auf und brach Platten heraus, dass es krachte. Schließlich wurden mit Zangen noch mehrere Klebe- und Eisenverbindungen zwischen Relief und Postament gekappt, sodass ein Stahlgerüst im Inneren der Stelen sichtbar wurde, von dem man in der Dahlemer Ausstellung nichts ahnte.

Mit schwerem Gerät werden derzeit die Götterbilder der guatemaltekischen Cotzumalhuapa-Kultur (400 bis 900 n. Chr.) und weitere Objekte aus Mexiko und Mittelamerika bearbeitet. „Zur Vorbereitung des Umzugs ins Humboldtforum werden jetzt erst einmal zwei der insgesamt acht Stelen geöffnet und die Reliefs von den Rückseiten gelöst. Damit erhalten wir Aufschluss, in welchem Zustand die Stelen sind, wie wir sie konservatorisch behandeln und danach transportieren müssen“, erklärte Viola König, Direktorin des Ethnologischen Museums.

Die Großobjekte, darunter auch die Boote aus der Südsee oder die Bauten asiatischer und nordamerikanischer Kulturen, würden als Erste demontiert und an den Schlossplatz übersiedeln. Mit diesen beginne auch der Neuaufbau dort, „2018, ein Jahr vor der Eröffnung des Humboldtforums 2019, soll dieser Teil des Umzugs abgeschlossen sein“, so die Direktorin zur taz.

Bereits am Ende dieses Jahres werden die Museen Dahlem dann Geschichte sein

Der Abbau der Cotzumalhuapa-Stelen mit Motiven von Ballspielern und der Götterwelt aus den Ruinenstätten Bilbaos ist bereits der zweite große Schritt, den das Ethnologische Museum in Richtung Mitte unternimmt. Zuvor war schon das vier mal vier Meter messende mesoamerikanische Baumwolltuch „Lienzo Seler“ aus dem 16. Jahrhundert abgenommen worden. Der Wandteppich aus dem heutigen Gebiet von Oaxaca in Mexiko ist ein Kunstwerk mit wunderbaren topografischen, figürlichen und schriftlichen Zeichen jener Epoche und soll einen zentralen Platz im Schlossneubau erhalten. Für die acht wuchtigen Cotzumalhuapa-Stelen, die einst ein Spielfeld säumten und die in den 1870er Jahren nach Europa abtransportiert wurden, ist vorgesehen, diese mit anderen Plastiken in einem „Stein­skulpturenpark“ im Humboldtforum wieder erstehen zu lassen, wie Maria Gaida, Kustodin für amerikanische Archäologie, illustrierte.

Geschlossen sind seit Anfang 2016 auch die berühmte Bootshalle und andere Abteilungen asiatischer Kulturen. Bis zum Ende dieses Jahres werden alle Ausstellungsbereiche des Museums nicht mehr zugänglich sein. Dahlem ist, bis auf die Abteilung für europäische Kulturen, dann Geschichte.

Der 2 Millionen Euro teure Umzug mit insgesamt fast 20.000 Objekten aus der außereuropäischen Sammlung ist nicht nur eine logistische und für das Humboldtforum konzeptionelle Herausforderung. Der Abbau wie etwa der dieser Stelen, betonten König und Chefrestaurator Matthias Farke, böte die Chance, den konservatorischen Zustand und Restaurierungsbedarf der dann erstmals seit Jahrzehnten vollständig untersuchbaren Objekte abschätzen zu können. König: „Wenn wir das wissen, können wir die Montage im Humboldtforum präzise planen.“