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Erneuerbare EnergienDen Wind aus den Segeln genommen

Der Bund will die Windkraft weniger fördern. Mit einer ähnlichen Kürzung begann der Abstieg der Photovoltaik. Eine Wiederholung droht.

Eine Sonne macht, was eine Sonne tun muss: untergehen (nahe Berlin) Foto: dpa

Freiburg taz | Bund und Länder streiten sich um die Förderung erneuerbarer Energien. Die zehn grünen Energieminister der Länder warfen Schwarz-Rot vor, die Vereinbarungen des Weltklimagipfels von Paris zu torpedieren. Am Donnerstagabend kamen die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung zum „EEG-Gipfel“ zusammen, Details gab es bis Redaktionsschluss nicht.

Doch bereits im Referentenentwurf des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes von Februar war eine Obergrenze für Regenerativstrom von 45 Prozent am Gesamtmix im Jahr 2025 definiert worden. Gegenüber dem Wert von 33 Prozent im Jahr 2015 ist das ein Zuwachs von nur noch 12 Prozentpunkten binnen zehn Jahren – weniger als halb so viel wie in den zehn Jahren zuvor.

Und die CDU/CSU will selbst diese Pläne weiter beschneiden und schon bei 42,5 Prozent deckeln. Vor allem die Windkraft, die zuletzt als einzige der Erneuerbaren in Deutschland noch stark ausgebaut wurde, träfen die Pläne hart, sollten sie Gesetz werden.

Der Billigste gewinnt

So soll der Ausbau der Erneuerbaren ab 2017 über verbindliche Planzahlen präzise gesteuert werden. Die entsprechenden Kontingente sollen dann ausgeschrieben und den billigsten Bietern zugeteilt werden. Speziell dezentrale Bürgerprojekte dürften dabei auf der Strecke bleiben.

Droht damit der Windbranche ein ähnliches Schicksal wie der Photovoltaik? Zwar gibt es erhebliche Unterschiede zur Solarbranche, dennoch dürfte ein massiver Einbruch in Deutschland auch die heimischen Windkraftfirmen trotz inzwischen zum Teil hoher Exportquoten hart treffen: „Die Unternehmen können auf Dauer nur wettbewerbsfähig sein mit einem stabilen Heimatmarkt“, sagt Norbert Allnoch vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien in Münster.

Die CDU/CSU will den bescheidenen Ausbau noch weiter beschneiden

Gleichwohl dürfte es für asiatische Hersteller bei der Windkraft nicht ganz so einfach sein, den Weltmarkt aufzurollen, wie es ihnen beim Solarstrom gelang. Zum einen liegt das an der Transportlogistik: Ein Container mit Solarmodulen ist schnell überallhin verfrachtet, wer eine Windkraftanlage verkaufen will, muss zumindest einige Teile standortnah fertigen und sollte auf Dauer Serviceteams vor Ort haben. Zudem hatten die Hersteller der Windkraftanlagen deutlich mehr Zeit, sich zu etablieren, als die Akteure der Solarbranche.

Faule Windindustrie?

Die musste sich oft anhören, zu wenig in Forschung zu investieren, bevor deutsche Solarhersteller massenweise pleitegingen oder übernommen wurden. Den gleichen Vorwurf erhebt das Handelsblatt jetzt gegenüber der Windkraftbranche. Doch die war in der Vergangenheit alles andere als innovationsfaul.

Sie hat ein enormes Wachstum der Anlagengrößen bewältigt, was große Herausforderungen an die Fertigungs- und Transportlogistik stellte. Sie hat Flügelprofile optimiert und Generatoren verbessert, und sie hat die Leistungselektronik der Anlagen so ausgefeilt, dass diese das Netz im Falle von Unregelmäßigkeiten stabilisieren.

Im Zusammenhang mit der aktuellen EEG-Novelle treibt die Branche nun auch das Signal um, das Deutschland mit seinen politischen Entscheidungen an andere Länder sendet: „Wenn wir als Industrieland den Umstieg auf Erneuerbare schaffen, dann ziehen andere Länder nach“, heißt es beim deutschen Marktführer Enercon, der die Hälfte seiner Umsätze im Ausland macht. Stoppt Deutschland die Entwicklung, fangen andere gar nicht erst an.

Allnoch führt ein weiteres Argument für die Energiewende an: Deutschland lebe heute noch von einer industriellen Struktur, die im späten 19. Jahrhundert aufgebaut wurde. Was kommt nach? „Die USA haben Google, bei uns sind die erneuerbaren Energien die chancenreichste Branche, unsere Industriegeschichte erfolgreich fortzusetzen.“

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6 Kommentare

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  • Und Robert Habeck von den Grünen ist auch noch gegen diese Deckelung und ruft zu Demonstrationen auf.

     

    Dabei stehen viele der Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein still, weil die erzeugte Energie nicht dort hin geliefert werden kann, wo sie gebraucht wird. Auch Biogasanlagen, die die Politik und die Presse immer vergisst, werden deshalb abgeschaltet. Zu allem Überfluß sind wir, die mehr Energie produzieren, als wir verbrauchen können, auch noch die Leidtragenden. In nur wenigen Bundesländern müssen wir Verbraucher so viel für den Strom zahlen wie hier, obwohl, wenn man es markwirtschaftlich betrachtet hier am billigsten sein müsste?

     

    Schaut man sich Schleswig-Holstein mal von oben an, dann sind wir nicht mehr das Land zwischen den Meeren, wo der Urlauber seine Ruhe findet, sondern das Land der Windmüller, wo man gar keine Ruhe mehr hat und die Landschaft mit rotierenden Betonpfeilern zugepflastert wird.

     

    Es gibt für mich kein schlüssiges Argument, für noch mehr Windkraft in Deutschland. Erstrecht nicht, weil man Energie auch anders umweltfreundlich erzeugen kann, ohne gesundheitliche Schäden davon zu tragen. Bei den Befürwortern für Windkraftanlagen steht die nächste Anlage wohl sehr weit weg (über 2km) oder haben in eine solche Anlage investiert bzw. sind anders finanziell davon abhängig. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum man Befürwortet, dass die Grundlärmlast erhöht werden sollte, das Landschaftsbild sehr stark verändert wird und so gravierend in die Natur eingegriffen wird.

    Und gerade von den Grünen hätte ich eher erwartet, dass diese dafür sind, eher noch Windkraftanlagen abzubauen, als noch neue zu errichten, aber wer von denen kann sich mit Fuchs, Hase, Reh, Hirschen und den ganzen anderen wild lebenden Tieren unterhalten und diese nach deren Meinung fragen.

    Und nein ich bin nicht für Fracking, Atom oder Kohle.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Dank der Kohle- Gas und Öllobby ist Deutschland auf dem Weg, die Zukunft zu verspielen, ganz abgesehen von den unerreichbaren Klimazielen. Andere Länder haben begriffen um was es geht, Gabriel, Merkel und Co. aber schielen auf Kurzfristziele, die nächsten Wahlen, weiter reicht deren Horizont nicht. Hatte unsere Industrie bislang in dem einen oder anderen EE Bereich die Nase vorn, so wird sich das rapide (!) verschlechtern, andere Länder werden uns überholen. Das wird massiv Arbeitsplätze kosten und die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen- jedoch erst in ein paar Jahren, wenn die jetzt "Regierenden" (???) längst ihre üppige Rente erhalten.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Ich glaube Sie liegen hier schlicht falsch.

       

      Der Flaschenhals bei der EE, insbesondere bei der Windkraft ist die Verteilung der Energie, nicht die Finanzierung! Inland-Windenergie ist bereits mehr als konkurrenzfähig!

      Wir produzieren teilweise doppel und dreifach soviel Strom wie vorm EEG.

      Das hat doch mit ökologischer Nachhaltigkeit nichts zu tun.

      Öl und Kohle müssen vom Netz, nicht immer mehr "Finanzanlagen" ans Netz.

       

      Darüber hinaus muss man leider sagen dass die sozialen Probleme die man mit der EEG verursacht höchst gefährlich sind.

      Weil die Ärmsten den Hausbesitzern die Solaranlage fürs Dach bezahlen und sich dann die steigenden Mieten in der Stadtmitte nicht mehr leisten können.

       

      Und wenn es ihnen um ökologische Gründe geht sollten Ihnen die Konkurrenz aus dem Ausland doch nur recht sein!

      • 1G
        1714 (Profil gelöscht)
        @Chaosarah:

        Natürlich muss man die Leitungen berücksichtigen. Aber das wird ebenfalls hintertrieben, siehe die Bemühungen (nicht allein) Bayerns. Ich bleibe dabei: unsere Politk-Luschen sind Erfüllungsgehilfen der Lobbyisten. Und sie richten unsere Volkswirtschaft um kurzfristiger, vermeintlicher Vorteile willen zugrunde. So einfach ist das.

        • @1714 (Profil gelöscht):

          Eigentlich geht die Verschleppung des Netzsausbaus eher auf das Konto besorgter Bürger die mal so überhaupt nicht einsehen wollen dass die Allgemeinheit meint sie dürfte einfach so in 500Meter Entfernung Leitungen vorm Gutshaus verlegen oder gar einen unschicklichen Strommasten aufstellen.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Quatsch, Kohle gas und Öl.

      Fracking und Atom!

      Damit ist was verdient, das freut auch Pharma. Andere Länder haben uns längst überholt. Die deutsche Regierung bremst schon immer fortschrittliche Ideen aus, Ganz nach Plan seit 70 Jahren.

      Selbst das Stadtbild von Berlin musste den alten Zeiten wieder angeglichen werden. Bsp Stadtschloß.

      Das ist schon skurril und beängstigend.